324 Celtic Rezensionen

Celtic

Cobblestones

Live on Tour Vol.II (2015)

Es gibt Neues aus dem Hause „Cobblestones“, die nach ihren 2014er Alben „Live on Tour Vol.I“ sowie „Krist’Stollen 13“ zünftig nachlegen: 20 Titel präsentieren die Berliner auf ihrem aktuellen Album, die sie zudem gastmusikalisch am Schlagzeug aufpoliert haben.

Gestützt von einem frenetischen Publikum offenbaren die selbsternannten „Pflastersteine“, was sie am besten können: Partystimmung und Weltvergessen. Mit Titeln wie „Bonny Ship The Diamond“ und „What Shall We Do With the Drunken Sailor“ erfährt das Cobblestones‘sche Klangkonglomerat eine Vielzahl an sogenannten Traditionals, das um neue Titel wie „Superperforator“ eine überraschende Aufwertung erfährt. Dass das um den Drummer erweiterte Quartett zudem nicht darauf verzichtet hat, zwei moderative Perlen auf dem Album zu versilbern, bekräftigt die Fähigkeit, bei aller Professionalität die Kunst zu bewahren, sich selbst nicht allzu ernst zu nehmen.

Mit Kontrabass, Mandoline, Gitarre, Whistle vor allem jedoch dem legendären Satzgesang schmettert, wehklagt und feiert sich die Formation durch die Strophen, Refrains und Einzeltracks. Wer nach diesem Überdosis von Irish & Scottish Folk nicht Tanzwut und Lebensfreude in sich aufkeimen spürt, sollte schleunigst seine Freudfähigkeit überprüfen lassen. „Live on Tour Vol.II“ ist kraftvoller Folk vom Feinsten, der nur live noch besser schmeckt. MH

Steve Crawford & Sabrina Palm

In Balance

www.bonna-musica.com

www.crawfordpalm.com

Mit Geige, Gitarre und Gesang spielt das deutsch-schottische Duo mit Leidenschaft und Kreativität wunderschöne schottische Musiken für ihr Debutalbum ein. Feuer und Tränen, Freud und Leid, eine tolle Folkmischung mit Reels, Jigs, Strathspeys und vielen anderen Tanzrhythmen. Von den beiden wird noch mehr zu hören sein. Sie können nicht nur singen, sondern auch sehr gut spielen. Bei einigen Stücken werden sie auch vom Pipegenie Jarlath Henderson begleitet. John Hardie sorgte für die Aufnahmen im House of Newe und Jürgen Treyz mischte in Esslingen. Solche Folkaufnahmen mit Hirn, Hertz und Seele sind eine Freude und Genuss. H

Schottisches Buch. Von Christine Cochrane gibt es bisher eine Geschichte auf Deutsch (in dem Buch „Weibsbilder“ der Edition Narrenflug), es ist eine Geschichte wie eine schottische Ballade, von einer Frau, die auch Seehundsgestalt hat, und die an Land kommt, um Unheil anzurichten.

Diese Erzählung ist auch in Christines neuer Sammlung enthalten, die gerade auf Englisch erschienen ist. Man könnte ja denken, sie schriebe nur solche märchenhaften Dinge, aber einige Erzählungen sind auch im Hier und Jetzt verwurzelt.

Die Personen halten sich nicht nur auf den Hebriden oder in Glasgow auf, auch nach Spanien und sogar nach Schwerin führt sie ihr Weg. Und immer ist Musik im Spiel, eine alte verwirrte Dame im Altersheim erinnert sich plötzlich an ein Lied, mit dem sie immer großen Erfolg hatte, eine junge Witwe versucht, trotz allen Widerstandes ihrer Familie, ein neues Leben als Sängerin anzufangen, ein älteres Ehepaar, das sich vor vielen Jahren in einem Folkclub kennengelernt hat, will den Lebensabend in Spanien verbringen, der Mann packt seine alte Gitarre aus und statt „Streets of London“ spielt er nun Flamenco … So schön und variiert sind die Geschichten, und so lange es das Buch noch nicht in deutscher Übersetzung gibt, empfehlen wir den massenhaften Erwerb der englischen Ausgabe. Christine Cochrane: Tales of transience and transformation. Lymphanan Press, 126 S., 8 Pfund, www.lumphananpress.co.uk (GH)

 

Der irische Osteraufstand ist nun hundert Jahre her, und in Dublin häufen sich die Gedenkfeiern, sowie die Kritik daran, und die niederschmetternde Erkenntnis, daß die Aktiven von 1916 sich das Irland, das sie erkämpfen wollten, ja doch ganz anders vorgestellt hatten, trübt bei vielen die Lust am Feiern.

Aber es gibt wunderbare Lichtblicke, wie diese CD: „Áílle na hÁille, „Schönheit der Schönheit“, der Titel ist zu verstehen als Anspielung auf die berühmte Zeile „A terrible beauty is born“ von William Butler Yeats. Charlie Lennon hat diesen musikalischen Zyklus komponiert, vorgetragen wird er von traditionellen und klassischen MusikerInnen aus Irland, alle großartig in ihrer Kunst, stellvertretend für alle wollen wir den Uilleann Piper Ronan Browne nennen. Wir finden auf dieser CD vor allem Instrumentalstücke, dazu aber auch zwei Lieder, gesungen von Muireann Nic Amhlaoibh, die von den Aran Inseln stammt und bei der Gruppe Danú mitwirkt.

Einige Stücke sind munter, andere traurig, wie es dem Thema ja entspricht, die Hoffnung, die den Aufstand anfangs trug, weicht der Trauer über die Niederlage und der um die vielen Toten.

Einigen der nach Ende des Aufstandes hingerichteten Führer sind Einzelstücke gewidmet, wie „Planxty James Connolly“, „MacDiarmada’s Dream“ und „Tom Clarke’s Jig“, wir finden eine Klage um O’Donovan Rossa, den 1915 in Dublin beerdigten legendären Fenier, an dessen Grab Pádraig Pearse seine berühmte Rede („The fools! The fools! The fools!“) hielt und damit in vieler Hinsicht den Aufstand von 1916 in die Wege leitete, in „Support from America“ wird die Hoffnung auf Hilfe durch dorthin ausgewanderte Landsleute angesprochen, und zwischendurch hören wir den „Yankee Doodle“ – kurzum, eine vielseitige und an historischen Anspielungen reiche CD, wie sie zu diesem Jubiläum kaum gelungener vorstellbar ist.

„Áille na hÁille – a Terrible Beauty“, Charlie Lennon. GaelLinn, www.gael-linn.ie (GH)

 

Celia Ni Fhátharta kommt aus Connemara, singt Sean Nós, hat für ihren Gesang schon beeindruckend viele Preise gewonnen, und nun gibt es eine CD von ihr. Ohne weiteren Titel, einfach „Sean nós“ heißt das Werk. Sie singt unbegleitet, hatte alle Lieder selbst arrangiert (die sind allesamt traditionell), die meisten sind eher langsam, wie es dem „richtigen“ Sean Nós-Stil entspricht (aber der entwickelt sich ja auch ständig weiter), manche sind aber auch schmissig und fröhlich. Und alle in gälischer Sprache, was natürlich besonders schön ist. Es gibt Liebeslieder, die das erste auf der CD, gerichtet an die Schöne Agnes („Una Dheas“), es gibt religiöse Lieder (das über die Sieben Schmerzen Mariae, allerdings mit einer ganz anderen Melodie als das gleichnamige deutsche) und es gibt Scherzlieder, und alles lebt durch Celia Ní Fháthartas phantastische Stimme. Der bekannte Volksliedforscher Lillis Ó Laoire hat für das Beiheft, in dem alle Texte abgedruckt sind, eine kurze

Präsentation der Sängerin geschrieben, auf Irisch und Englisch. Celia Ní Fhátharta: Irish Traditional -/Sean Nós Songs, Clo Iar-Chonnacht, www.cic.ie (GH)