Oein DeBhairduin: Why the moon travels, Skein Press,143 S., 12,95 www.skeinpress.com
Die irischen Travellers haben viel für die irische Kultur getan, haben Musik bewahrt, als sie bei den Sesshaften so gut wie ausgestorben war, haben Lieder überliefert, die dann bei der irischen Folklore Commission gesammelt wurden und über das Revival wieder in Umlauf kamen, sie haben eine wunderbare Form von Rotwelsch – sie nennen es Gammon, andere Bezeichnungen sind Cant und Shelta. Darin kommen Wörter vor, die ungeheuer logisch klingen, wie „lunar“ für Monat. Jemand wird wegen Landstreicherei zu einem Monat Knast verurteilt, also „a lunar in the spoon“. Das stammt aus einem Lied von Bryan MacMahon, „The Irish Travelling Man“, Mick Fitzgerald hat es immer bei seinen Auftritten in Deutschland gesungen und eine kurze Einführung ins Gammon gegeben.
Aber das alles auch hier nur zur Einführung. Owein DeBhairduin, Traveller und Aktivist (denn die Travellers werden in Irland weiterhin aufs Gemeinste diskriminiert) aus Tuam, Co, Galway, hat nun ein Buch mit Geschichten herausgegeben, die er in seiner Familie gehört hat. Seine Eltern sind nicht mehr gereist, er beschreibt ihr kleines Haus, beschreibt auch bittere Not, eben, weil das traditionelle Handwerk der Travellerfamilien nicht mehr gebraucht wird, (es ist so viel billiger, einen neuen Kochtopf zu kaufen, statt den alten flicken zu lassen), und er beschreibt das Alltagsleben – das aber in seinen Zwischentexten. Jede Geschichte nämlich ist mit einer ausführlichen Einleitung versehen, die die Erzählung in ihren kulturellen Hintergrund einordnet. Wir lernen aus den Geschichten sehr viel. Dass Spinnen z.B. früher Frauen waren, die für die Kinder ihrer Familien Stoffe webten, aber es wurden dann immer mehr Kinder, und weil sie sich solche Mühe geben mussten, alle zu bekleiden, wurden sie immer kleiner und kleiner. Der Mond war eine schöne Frau, die sich in einen Sterblichen verliebte, was Himmelswesen eigentlich nicht gestattet ist. Sie kam aber trotzdem zur Erde, um ihn zu treffen, was geheimgehalten werden musste. Aber der eitle Liebhaber erzählte seinen Freunden, wo er sich mit der Schönen traf, und die wollten sie auch sehen – und seither zeigt sich Frau Mond nicht mehr jede Nacht wie früher, und wenn sie sich zeigt, huscht sie über den Himmel, weil sie mit den Sterblichen eigentlich nichts mehr zu tun haben will. Und wir erfahren, warum der Igel Stacheln hat und warum es kaum je hilft, in Irland Steine in einen Brunnen zu werfen – früher wurde dann ein Wunsch erfüllt, jetzt aber? Nur ganz selten.
Ganz nebenbei lernen wir aus diesem Buch mehr über die Sprache der Traveller, die sich selbst Mincéirí nennen. Manche Wörter weisen Verwandtschaft zum Romani auf: kainya (Haus), andere stammen aus dem Irischen: gráinneog (Igel), noch andere wurden aus dem Irischen übernommen, dann aber umgestellt: lackeen (Mädchen) vom Irischen cailín. Also ein lehrreiches und spannendes Buch, mit Illustrationen von Leanne McDonagh (die ebenfalls aus einer Traveller-Familie stammt): Oein DeBhairduin: Why the moon travels, Skein Press,143 S., 12,95 www.skeinpress.com