Cinder Well – No Summer
Free Dirt Records, 2020
Tief geerdet ist die Musik dieses Albums. Beeindruckend tief. Amelia Baker alias „Cinder Well“ setzt hier ganz tief an den Stilmitteln traditioneller transatlantischer Folkmusik zwischen Nordamerika und Irland an. Spartanisch instrumentiert, teilweise auch A Capella vorgetragen, vorwiegend eigene Songs, ergänzt durch je ein Stück von Roscoe Holcomb, Jean Ritchie und einem Fiddle-Tune. Unterstützt wird Amelia Baker (voc, git, banjo, piano, fiddle) durch Marit Schmidt und Mae Kessler (viola bzw. violin und voc). Stilistisch erinnern manche der Stücke an ältere Alben von Gillian Welch oder Cordelia‘s Dad. Intensiv ist die Musik, minimalistisch reduziert die Begleitung der Songs, und in ihrer tiefen Melancholie fast schon grenzwertig ausgereizt. Ich persönlich hätte mir vielleicht die eine oder andere Dur- statt Moll-Stimmung der Songs gewünscht. Darum: Das ist ganz sicher kein ganz leichtes Album, nichts für Gelegenheits-Folk-Konsumenten, sondern vielmehr für absolute Folk-Insider. Für letztere aber ist es umso mehr ein großartiges Album einer jungen Künstlerin, die mit diesem Erstlingswerk absolut bemerkenswerte Akzente setzt.
>