Stig Claesson: Das Denkmal des Schusters, Roman, deutsch von Maike Barth, Ihleo Verlag, 158 S., 14,95, http://www.ihleo-verlag.de/ GH)

Stig Claesson: Das Denkmal des Schusters, Roman, deutsch von Maike Barth, Ihleo Verlag, 158 S., 14,95, http://www.ihleo-verlag.de/ GH)

Schwedischer Roman

Es ist das Jahr 1967, Schwedens Straßen stellen vom Links- auf den Rechtsverkehr um. Was irgendwie nur die letzte von vielen Veränderungen ist.

Der Dorfschuster Gustafsson muss also seinen an der Landstraße aufgestellten Briefkasten auf die andere Seite bringen. Kleinigkeit, sollte man denken, für einen alten Mann, der „sein Teil getan hat“, wie Gustafsson gern von sich sagt. Aber mit 72 will er seine Schusterwerkstatt schließen, und kommt dann überhaupt noch Post?

Die jungen Leute sind aus dem Dorf weggezogen, die Bauern geben nach und nach auf, weil das, was fünfzig Jahre zuvor als großer Hof galt, jetzt keine Familie mehr ernähren kann, der Bus ist längst eingestellt worden, als nächstes wird wohl die tägliche Postlieferung eingespart werden, soll man sich da große Mühe mit dem Briefkasten geben?

Gustafssons Schwester Elna, die ihren Bruder und die beiden im Dorf verbliebenen Junggesellen bekocht, sagt einmal, eigentlich nebenbei: „Wir sind ja nur noch Denkmäler.“ Und deshalb bringt der Schuster an seinem Briefkasten das Schild „Denkmal!“ an. Worauf plötzlich Sommerfrischler vor der Tür stehen, die den Weg zum Denkmal suchen. Und es wäre doch unhöflich, diesen armen Trotteln aus der Stadt zu erzählen, dass alles nur ein Witz war. Also führt Gustafsson die Gäste zur heruntergebrannten Herdstätte eines längst verstorbenen und zu seinen Lebzeiten im Dorf allgemein verhassten Bauern namens Yngve Frej und behauptet, das sei ein Grab aus grauer Vorzeit. Die Besucher sind ergriffen. Yngve Frej, beides Beinamen des nordischen Gottes der Schönheit und der Fruchtbarkeit, da fühlt man doch den Geist der Wikingerzeit!  Mit dem vermeintlichen Denkmal lassen sich also gute Geschäfte machen, aber will ich das eigentlich, fragt sich der alte Gustafsson, soll man die Dörfer nicht lieber in Frieden sterben lassen, statt sie in Museen für eine Landidylle umzuwandeln, die es nie gegeben hat? Stig Claesson ist eine urkomische Satire auf Folklorismus und Schwedenklischees gelungen, die für das heutige Schweden (und auch so manches andere Land) noch immer erschreckend aktuell ist.

Stig Claesson: Das Denkmal des Schusters, Roman, deutsch von Maike Barth, Ihleo Verlag, 158 S., 14,95, http://www.ihleo-verlag.de/ GH)