Rezensionen Skan

NORD Skan, Estland, Lettland, Litauen

338 Sväng Plays Tango Galileo-mc.de Die vier finnischen Musikanten zählen zu den führenden Mundharmonikaspielern der Welt. Sie sind so gut, dass sie sich immer mal ein paar schräge Töne leisten können, dass ihre Tangos dadurch reizvoller, einprägsamer, künstlerischer werden. Der Tango, langsame Schmuse-Tango ist in Finnland so verbreitet, dass er den alten, schnellen Nationaltanz Yenkka lange abgelöst hat. So ist Finnland zum zweiten Tangoland nach Argentinien geworden. Nirgendwo in Europa wird wohl mehr Tango getanzt. Der erste Tango wurde wohl von einigen betrunkenen Seeleuten um 1910 nach Finnland gebracht. Der wurde nun in Helsinki und Viborg gespielt in einer neuen Version für die höhere Gesellschaft.  So entstand der finnische Tango, wurde vor dem ersten Weltkrieg geboren, als Finnland noch zwangsweise russische Provinz war Er wurde neugeboren nach dem schrecklichen Bürgerkrieg und dem 2. Weltkrieg. Und auch in Viborg, das heute zu Russland zählt, wird er gespielt. Die altenargentinischen Melodien und Tex-te waren vergessen. Neue kamen hinzu, die Leid und Unfreiheit besangen und halfen, die Not und die schweren Erlebnisse der Kriege und der Vertreibung aus Ost-Karelien zu verarbeiten.  Sväng hat mitdiesen schönen Melodien dem Tango eine neue Note geschenkt. Jouko Kyhälä und Eero Grundström sind die Komponisten.  Die CD ist allen Tangoliebhabern und -Künstlern gewidmet.

Fru Skagerakk Ankerdram www.gofolk.dlk Die drei jungen, sympathischen nnnv,cbn Geigerinnen und Sängerinnen aus Dänemark, Schweden und Norwegen sind schon von ihrem Debut 2016 an im Folkmagazin mit ihrer Kunst vorgestellt worden. Ihre Stärke liegt im Zusammenspiel und im Sammeln alter, schöner Weisen.  Sie diggern, buddeln und schachten  in alten Archiven und Bibliotheken nach alten Folkschätzen, wie es hierzulande zu wenig getan wird. Oft ist das besser, als immer nur Neues produzieren zu wollen.  Sie finden wundersame, vergessene  Folkedelsteine, Halling und Tirolerwalzer, der eine Mazurka ist, volkstümliche Melodien um 1800, Rheinländer und Seemannslieder, einige mit Schnaps.  So heißt „Ankerdram“ auch der gemeinsam genehmigte Tropfen nach geglückter Ankunft im Hafen.  Die Namen: Maja Kjaer Jacobsen, DK, Elise Wessel Hildrum, NOR, und Anna Lindblad, S, sollte man sich merken. Antti Järvelä FIN, war Mitproduzent.  Sie touren das Jahr über in den USA, in Kanada, Europa und Australien. Eine tolle Band mit einer gehaltvollen Folk- und Geigenplatte.

Hazelius & Hedin***** Jorland www.nordpool-musik.de Das dritte Album des schwedischen Folkduos zu ihrem 10jährigen Bestehen ist ein Ohrenschmaus mit Polskas und Songs. Hazelius und Hedin sind Multiinstrumentalisten und pflegen einen feinen, leisen, sinnlichen Stil mit Geige, Nyckelharpa, Mandola, Mandoline, Hirtenflöte, Gitarre und Gesang. Johan Hedin ist als Meister und Wegweiser auf der Nyckelharpa bekannt. Esbjörn Hazelius hat eine wunder-bare, samtene Stimme.  Und das Zusammenspiel der beiden Künstler ist so fein abgestimmt, dass man denken könnte, sie seien miteinander spielende Zwillinge. Beide spielen in mehreren Folkbands. Ihre Songs und Musikstücke sind traditionell oder neu geschrieben. Sie erzählen von alten Zeiten, von Träumen und vom Glauben der Menschen aus Zeiten, als Schweden eins der ärmsten Länder Europas war, und jeder Fünfte aus Not auswandern musste. Über den Namen der CD habe ich nachgedacht. Er könnte Erdland, Grundlandoder Heimat bedeuten.  Wunderschöne, alte, märchenhafte Musiken verbreiten eine wohlige, freudebringende Stimmung, dass ich die CD gleich mehrmals gehört habe.             hh   

Vingefang Tidens Ekko www.gofolk.dk Das dänische Frauenduo Vingefang stellt ihr zweites Album „Echo der Zeit“ vor. Das erste erschien 2015.  Miriam Ariana und Lene Höst sind beide Bachelors in skandinavischer Folkmusik.  Beide kommen aus musikalischen Familien und haben in Frankreich und in Skandinavien aufgewachsen, habenweltweite Interessen, organisieren als Lehrer Folkkontakte bis nach Afrika und Südamerika.  Die Musik ihrer Reisen und Länder beziehen sie mit ein, so dass ihre Lieder fetzig und mitreißend sind, Tanz, Musik und Lied mit einbeziehen, wie bei Folkies und beim Wandervogel. Nur eben mit hoher Professionalität. Und ihre Stücke sind international. Lene spielt Klavier, Gitarre, Miriam spielt Violine, Viola, beide spielen Perkussion und singen.  Das Duo ist weltweit beliebt. Die Musik ist dabei authentisch und verliert nicht den skandinavisch-nordischen Charakter, fein, einfühlsam, aber kaum melancholisch. Deshalb lässt sich die CD sehr gut anhören.

337 Kari Bremnes – Det vi har . Die neue Veröffentlichung von Kari Bremnes ist eine kleine Enttäuschung, wenn man ihre Live- Preformance kennt. Woran es liegt, ist nicht so einfach rauszubekommen. Ihre Stimme und ihr Gesang sind nach wie vor sehr eigen mit hohem Wiedererkennungswert, die Musiker sind gut wie gewohnt, die Arangements sind auch durchaus interessant, aber trotzdem wirken die meisten Songs ein bisschen steril und farblos. Könnte daran liegen, dass diese Songs durch Sequenzer- oder Loopereinsatz im Timing und Dynamik doch etwas mechanisch/technisch wirken.  Obwohl die CD relativ kurz ist (ca. 46 Minuten), hatte ich nicht groß bedauert, dass sie schon zuende ist.  Was ich gut finde, ist, dass im Booklet die Texte nicht nur in Originalsprache, sondern auch in deutscher Übersetzung, auch wenn diese allerdings, wie ich mir von berufener Seite bestätigt wurde, nicht besonders gut gelungen ist. Schade, denn sie sind durchaus gehaltvoll und hätten da besseres verdient.  Det vi har – Kari Bremnes – Label Strange Ways Preis: 16,99 €  KABRA

Suden Aika . Suden Aika sind vier finnische Sängerinnen, die seit 15 Jahren zusammenarbeiten, sie lieben allerlei Musikstile, bevorzugen sehr dezente Instrumentierung, aber die Betonung liegt natürlich auf den Stimmen. Und doch, Kantele, Harfe, irisch inspirierte Flöte, das alles unterstreicht den faszinierenden Gesang aufs Feinste. Die Texte sind traditionell, die Melodien von den Bandmitgliedern komponiert. Es klingt Finnisch, klar, manchmal allgemein nordeuropäisch, zwischendurch glaubt man, bulgarische Einflüsse herauszuhören, wunderschön und klangvoll ist es immer. Die Texte handeln von Frauen, die erkennen, daß der Märchenprinz ein Trottel war, die feststellen, daß sie es verdammt weit gebracht haben, trotz aller Beine, die das Leben einer in der Männergesellschaft eben stellt, es gibt magische Lieder mit Heilkraft und es gibt strenge Befehle an den zaudernden Liebhaber. So vielseitig wie die Texte sind auch die Melodien dieser hinreißenden CD. Suden Aika: Sisaret, Laika Records, www.laika-records.com (GH)

Systrami . Schon lange ein Geheimtip, jetzt gibt es die CD von Systrami endlich auch hierzulande.Systrami, dieser geheimnisvolle Name ist einfach schwedisch und bedeutet „meine Schwester“. So nennen die Zwillinge Klara und Fanny Källström ihr Duo.   Fanny spielt Geige, Klara Cello – das Cello ist in der schwedischen Volksmusik ein absolut ungebräuchliches Instrument, schon allein deshalb klingt die Musik von Systrami neu und exotisch – und dann eben doch vertraut, weil sie auf traditionelle Elemente zurückgreifen. Mit einer Ausnahme ist das gesamte Material auf dieser CD von den beiden selbstkomponiert. Es ist klar, daß sich das Cello nicht für schmissige Tanzmusik eignet, folglich finden wir vor allem langsame, getragene Stücke, manchmal auch durchaus dramatische, denn ihre Inspirationen sind, so die Schwestern: „Stürme, Eis und Meer!“  Der Titel der CD spielt auch darauf an: „Wenn das Eis schmilzt.“ Es ist eine fast reine Instrumental-CD, nur einmal singen die beiden mit geradezu überirdisch-feenhaften Stimmen. Einfach gut und – kein Wunder – in Schweden vielfach preisgekrönt.

Systrami: När isen går, Nordic Notes, www.nordic-notes.de (GH) . Laika-Records . Folk from Estonia . Sammel-CDs können durchaus ein Problem sein, manche Stücke sind wunderbar, andere grauenhaft, vieles irgendwo dazwischen. Der neue Querschnitt durch die Musik von Estland fängt an mit sehr viel Rhythmus und wenig Schwergewicht auf Melodie, könnte man sagen, wenn man höflich sein will. Es lohnt sich dann aber, weiter zuzuhören, denn irgendwann ändert sich der Klang, es gibt richtig schmissige Musik, dann wieder langsame, getragene und klangvolle Stücke, es gibt Gesangs- und Instrumentalstücke, und wir hören sogar  – viel zu selten! – den estnischen Dudelsack mit seinem Vogelstimmenklang.   Die Spannbreite der vertretenen Titel reicht vom Estonian Folk Orchestra, das sich offenbar die Leningrad Cowboys zum Vorbild genommen hat, über die wie immer grandiose Kantele-Spielerin Mari Kalkun bis zu pUULUup, die jederzeit den Soundtrack zu einem Comic von Ralf König liefern könnten. Was fehlt, sind die berühmten estnischen Chöre, die dem nationalen Narrativ zufolge die Unabhängigkeit ihres Landes ersungen haben. Aber keine Sorge, es gibt sie noch, vielleicht finden wir sie auf der nächsten Sammel-CD. Diese hier bringt jedenfalls genug Gutes und Schönes, um die Anschaffung unbedingt zu empfehlen. Folk from Estonia, Vol 5, Nordic Notes, www.nordic-notes.de (GH)

Elmöe & Hoffmann Vandkanten   www.gofolk.dkDas Duo war 2015 Gewinner des Danish Mussic Awards Folk – Talent des Jahres –  Die CD haben sie zusammen mit Ji+ulian Jörgensen am Piano gemacht. Emma Krah-Elmöe spielt Geige, Villads Hoffmann Waldzither und Gitarre. Die Stücke sind selbst komponiert. Teils sind sie romantisch und schön und überzeugen, teils sind sie mir zu wild zlseliert und etwas überkomponiert. Es ist auch als energetisch zu empfinden und so als besonders mitreißende Musik.Alle Drei sind hervorragende Musiker und spielen ihre Instrumente flüssig und wohlklingend. Wer die Musik auf youtube nicht nur hört, sondern auch sieht, bekommt einen Eindruck von ihrer großen Musizierfreude und ihrem sympathischen Auftreten.

Reidar Jensen Life Songs aus Norwegen . Reidar ist dem FM kein Unbekannter. Er hat uns schon mit seinem keltischen Rock und seiner unvergesslichen Stimme erfreut. Er singt seine Songs im Stil von Bob Dylan, Donovan, Leonard Cohen bis Johnny Cash und hat 2017 den deutschen Rock & Pop Preis gewonnen. Sein Motto ist seinen Traum zu leben und mit guter Lieddichtung zu verbinden. Auf dem Foto ist Reidar zusammen mit Markus Daubenspeck zu sehen, der ihn mit Gitarre auf der CD begleitet.  Auch die neue CD hat wunderbare Melodien und Lieder auf Englisch als Brücke von Reidars Idolen der 70er Jahre bis zu seinem Leben heute. Sind es kritische Träumereien, die so bezaubern? Ist es seiner wacher Geist, der in seine Liedträume ragt? Von ihm für sich gestellte Fragen zeigen in die Richtung, in die viele Folkies denken: „Wollen wir unsere kostbare und wertvolle Lebenszeit Menschen verbringen, die uns nichts bedeuten? Mit Kollegen, die uns mit Nichtbeachtung, Neid und Missgunst begegen? Uns über Zeitgenossen ärgern, …die pöbeln und respektlos sind? Über Politiker, die uns mit ihrer „Kriegssprache“ zu treuen Wählern führen wollen?“ Zwei Wege gibt es: den Widerstand und den Traum. Das ist seine Musik.

Needlepoint . The diary Of Robert Reverie . www.brokensilence.de . Björn Klakegg, Nikolai Hängsle, Eilertsen, David Wallumrod und  Olsen haben in Norwegen einen Namen.  Sie heizen ein mit Elektro, Keyboard, Psycho, Folk, Rock und Jazz, mit mitreissenden Liedern und wilden Trommeln.  Sie erzählen skurrile und düstere Geschichtren mit ihren Liedern.  Lieder sind im Booklet abgedruckt, und wer etwas Düsteres braucht, der findet hier eine wunderbar seltsame CD 

Stefan Johansson . 65 Grad Nord . www.stefan-johanssonde . Seit 2016 lebt der Ex-Dresdener in Blasmar,knapp unter dem nördlichen Polarkreis. Deshalb auch der Name der CD.  In seinem gemütlichen falunroten Holzhaus hat Stefan sein musikalisches Konzept mit vielen schwedischen Eindrücken aufgefrischt. Zwischen vielen Wäldern und Seen nahe der Bottnischen See in der Höhe von Arvidsjaur mit den Nchbarstädtchen Lulea und Pitea.  Stefan ist Mitbegründer des im FM oft genannten Trios „Strömkarlen.  Er dichtet und singt auf Schwedisch und Englisch unf bringt einige schöne schwedische Lieder, wie „Blott en dag2 (Schwedischer Psalm), „En Vintersaga“, Vyssan lull (Altes Wiegenlied). die Texte sind dabei, wie auch Maria durch ein Dornwald ging auf Schwedisch. Wir empfehlen die CD. Im September und November tritt er  in Deutschlands Osten auf. (Siehe Szene) . Fru Skagerrak . Ankerdram . www.gofolk.dk . Der Platz ist zu knapp für die CD mit Halling, Walzern und schönen Stücken der Skagerrak-Region vom sympathischen dänischen Geigen-Trio, das uns sehr gut gefällt.

Firil (CD)|closed} Firil bedeutet „Spuren“ und Firil ist ein norwegisch-schwedisches Quartett, dessen CD „Smile som sumarsole “ („Lächeln wie die Sommersonne“) vor allem von der Stimme der Sängerin Margit Myhr geprägt wird. Die Lieder und Instrumentalstücke der CD sind alle traditionell, von längst verstorbenen Gewährsleuten übernommen oder in alten Liederbüchern gefunden, zweimal wird die Gruppe Tiriltunga als Inspiration erwähnt. Langsame Lieder, wie die Klage um den treulosen Liebhaber, wechseln mit schmissigen Stücken wie der „Schnapsweise“ („Brennevinsvisa“), lange Balladen wie die von „Oleanna“, die ihren Seemann nicht heiraten durfte und lieber Gift nahm, als den vom Vater ausgesuchten Bräutigam zu nehmen, mit der munteren Überlegung, es sei sicher vernünftiger für eine Frau, alleinzubleiben und sich nur ab und zu mit einem Mann zu amüsieren. Dazwischen und immer zur Begleitung die Instrumente, Hardangergeige, Bratsche und Gitarre. Und wie immer bei Etnisk Musikklubb ein wunderbar ausgestattetes Beiheft. Ganz wunderbar also. Firil: Smile som sumarsole, Etnisk Musikklubb EM 74, www.etniskmusikklubb.no (GH)

Übers Wattenmeer (CD)} Übers Wattenmeer – dem Wattenmeer, die ganze Nordseeküste entlang – ist eine CD gewidmet, die Rod Sinclair zusammen mit seiner dänischen Band eingespielt hat. Unterstützt hat dieses Unternehmen die dänische Stiftung Wattenmeer, und ein Teil des Verkaufs kommt dem Erhalt dieser unersetzlichen und so verletzlichen Landschaft zugute. Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, nenne ich das, einem guten Zweck dienen und zugleich ein kleines musikalisches Juwel erstehen. Klein, ja, denn die CD ist eine knappe halbe Stunde lang (Jungs und Mädel, was habt ihr euch denn dabei gedacht?), 8 Lieder, mit einer Ausnahme geschrieben von Rod Sinclair, die auf Englisch und Dänisch vom Wattenmeer handeln, von den Menschen, die vom und am Meer leben und gelebt haben, (Fischer, Bäuerinnen, Piraten), alles klingt traditionell und ein bißchen melancholisch – grandios das Geigenspiel von Andreas Tophøj, unvergeßlich die Stimme der Sängerin Jullie Hjetland – wie gesagt, ein kleines Juwel, nächstes mal bitte mehr, ja?
Rod Sinclair Band: Seascape, GO‘ Danish Folk Music, GO0513, www.gofolk.dk (GH){slider Nils-Aslak Valkeapää • Neue samische CDs (1943-2001)}

Ailu für seine Freunde, kann ohne Übertreibung als der bedeutendste samische Künstler des 20. Jahrhunderts bezeichnet werden, als Sänger, Komponist, Maler und Autor brachte er samische Kultur in die Welt und Einflüsse aus aller Welt in die samische Kultur ein. In diesem Jahr wäre er 70 geworden, und aus diesem Anlaß gibt es eine CD mit der Musik zu dem von ihm geschriebenen Theaterstück „Ritjnoaivi ja nieguid oaidni“ („Der Frosthaarige und der Traumseher“). Ailus Bild ist auf dem Cover, umgeben von japanischen Schriftzeichen, er hat sich für dieses auf samischen Mythen beruhende Stück nämlich vom japanischen Noh-Theater inspirieren lassen. Japanische Einflüsse in der Instrumentierung klingen durch, aber nicht nur, aus der Vielzahl der musikalischen Zitate wollen wir hier nur das Kingston Trio erwähnen („Reuben James“ ist deutlich zu hören). Von Ailu verfasstes Joiken ist ebenso vertreten wie zarte Flöten- und Trommelarrangements. Von den Mitwirkenden dieser großartigen CD sind vor allem zu erwähnen die Sängerin Inga-Maret Gaup Juuso und der Keyboarder Esa Kotilainen, Mitstreiter auf zahlreichen Valkeapää-CDs früherer Jahre. Ritjnoaivi ja nieguid oaidni, DATCD-61, www.dat.net (GH)
Die samische Sängerin aus Karasjohka Elin Kåven lässt ihre neue CD mit einem Tango beginnen, schließlich sind die Sami international und wohnen auch im Tangoland Finnland. Es geht bunt gemischt weiter, eine Prise Joik, eine Prise Country, viel (bisweilen überdosiert) Glockenspiel und schöner Gesang, hell, klar und irgendwie verlockend. Was kein Wunder ist, denn die CD ist gewidmet der Ulda, einem Wesen aus der samischen Mythologie. Die Ulden leben unterirdisch in Höhlen voller Gold, wirken auf den ersten Blick überirdisch schön,
haben aber finstere Geheimnisse. Mit ihrem wundervollen Gesang locken sie nichtsahnende Wanderer in ihre Höhlen, und nur selten haben die Wanderer Lust, die Höhlen und die Ulden dann wieder zu verlassen. Im Namen und im Wesen ähneln sie also den Hulden aus der germanischen Mythologie zum Verwechseln, und somit ist diese CD der ideale samische Beitrag zum Wagnerjahr 2013.

Elin Kåven: Máizanthaw, DATCD-63, www.dat.net (GH){slider Inga Ravna Eira (CD)}Vor langer Zeit kam die Tochter der Sonne zu den Menschen und zeigte ihnen, wie man Rentiere zähmt. Als die Menschen das gelernt hatten, gingen die Männer ganz selbstverständlich davon aus, daß die Herden nun ihnen gehörten und nur vom Vater auf den Sohn vererbt werden könnten. Die samische Sängerin Inga Ravna Eira erzählt diese Geschichte in vielen Liedern voller Joik und mit interessanter Instrumentalbegleitung. Wir hören die Geschichte einer jungen Frau, die den Umgang mit den Rentieren lernt, sie kann sie einfangen, schlachten, ausweiden, das Fell gerben, das Fleisch dörren, doch als sie eigene Rentiere haben möchte, heißt es: Nein, eine Frau kann das nicht. Such dir einen Rentierbesitzer und verlieb dich bloß nicht in einen, der keine Herde hat.Sie aber besteht darauf, eigene Tiere zu haben, denn einen vernünftigen Grund, warum Frauen nicht dieselben Rechte haben sollten wie Männer, hat noch niemand ersonnen. Auch ohne Samischkenntnisse sind der Kampf dieser Frau, ihre Wut und Verletzung und am Ende ihr Triumph gut zu verstehen, dafür sorgt die Gesangskunst der Sängerin. Für die Instrumentalbegleitung (einzelne Instrumente sind nicht genannt) ist Patrick Shaw Iversen verantwortlich.

Inga Ravna Eira: Gilši. DATCD-62, www.dat.net (GH){slider Die neue CD des Duos Skáidi}… fängt an wie eine konventionelle Joik-CD, im Covertext erzählt Inga Juuso, wie ertragreich die Zusammenarbeit mit dem Bassisten und Schlagzeuger Steinar Raknes für sie ist. Den Titel der einzelnen Stücke können wir entnehmen, daß manche der Aufnahmen Personenjoiks sind, eins ist Jáhkoš Aslat gewidmet, einem der nach dem Aufstand von 1852 hingerichteten samischen Aufrührer. Infos zu den anderen bejoikten Personen fehlen leider. Durch den oft bluesigen Baß von Steinar Raknes wird die CD immer unkonventioneller, Joik, klar, aber weitergeführt, mit klaren Einflüssen aus Blues, Jazz und Country, und daß die CD nicht mit Joik endet, sondern mit einem Lied von Emmylou Harris, „Deeper Well“, gesungen auf Englisch von Steinar Raknes, wirkt da doch nur logisch. Doch so klangvoll diese CD ist, bitte, DAT, übernehmt nicht die norwegische Unsitte, CDs ohne Infos in die Welt zu schicken!

Skáidi: Skáidegeahči, DAT-CD 58, www.dat.net (GH) {slider Norwegische Märchen (Buch)}

Um die Mitte des 19. Jahrhunderts gaben Asbjörnsen und Moe ihre norwegischen Märchen heraus, angeregt wurden sie durch die damals international berühmte Sammlung der Gebrüder Grimm, sie übernahmen sogar den Stil, den Wilhelm Grimm den Kinder & Hausmärchen verpaßt hatte. Wenn der Herausgeber einer soeben erschienenen Auswahl die beiden also als „Brüder Grimm Norwegens“ bezeichnet, dann hat er mehr Recht, als er wohl selbst ahnt. 30 Märchen sind für diese Ausgabe ausgesucht worden, zum ersten Mal seit Jahrzehnten wurden sie neu übersetzt, und zwar von der in Koblenz lebenden norwegischen Übersetzerin Åse Birkenheier. Ihr ist es gelungen, den althergebrachten Märchenstil beizubehalten und die Märchen doch in eine heutige Sprache zu übertragen, ohne dabei krampfhaft modern zu wirken. Wie sie selbst sagt, waren ihre Enkel dabei ihre wichtigsten Berater. Es ist schade, daß sie nicht auch das Vorwort geschrieben hat. Das hat der Herausgeber, Christoph Klöft übernommen, aber er erzählt vor allem, wie wunderbar er die Märchen findet, über ihre Geschichte, die Grimmconnection und vor allem die Auswahlkriterien erfahren wir so gut wie nichts. Aber egal, es geht ja um die Märchen, und die lohnen das Lesen allemal. Fast alle kennen wir auch in deutschen Varianten, aber alle sind eben mit norwegischen Requisiten angereichert worden, das tapfere Schneiderlein z.B. ist hier gar keins, sondern heißt Aschenbengel, und begegnet keinem Riesen, sondern einem Troll. Manchmal sind die Rollen vertauscht, wo im deutschen Märchen eine Frau auftritt, ist es im norwegischen ein Mann, und umgekehrt, und der dicke fette Pfannekuchen sagt in Norwegen nicht „kantapper kantapper“. Ein Buch voller Überraschungen also, dazu mit den grandiosen alten Illustrationen von u. a. Theodor Kittelsen.

Mit Espen Aschenbengel im Land der Trolle, Hamouda Verlag, 148 S., 13,90 (GH){slider Turi Nörlund – Curtains (CD)}

www.gofolk.dk – Turid bereitete ihr Album im House der Lieder in Austin, Texas bei einem Künstleraufenthalt vor, wo sie mit einige amerikanischen Liederschreiber zusammen arbeitete. Die Aufnahmen fanden bei ihr zu Hause statt zusammen mit Freunden. Turid hat eine lange Karriere als Sängerin und Liedschreiberin hinter sich. Drei ihrer Lieder haben das Finale der Eurovision Song Contest erreicht. Sie ist außerdem Professorin an der Musikakademie in Aarhus.
Mit ihren Liedern vermittelt sie eine melancholisch – warmherzige Stimmung, die zum Tanzen, Schmusen, Träumen und Nachdenken anregt.

{slider Fra Fynske Kyster, Zenobi Spiller, Garl Nielsen (CD)}

www.gofolk.dk – Mit Klavier, Harmonika und Gesang präsentieren die Drei schöne Lieder und Musiken von Carl Nielsen. Carl Nielsen ist der wohl bekannteste dänische Folkliedermacher und Komponisten, der vor etwa 150 Jahren geboren wurde. Louise Stöjberg, Mette Kathrine Jensen und Charlotte Stöjberg haben sich mit mit Zenobia schon einen Namen gemacht und hunderte von Konzerten gespielt.
Viele Gastmusiker umrahmen mit handgemachter Musik den schönen Gesang von Louise Stöjberg und von Sidsel Maria Michelsen. Die Piano-Arrangements sind so zart, dass das Klavier nicht dominiert, sondern sich einpasst und die CD wie eine angenehme, feinfühlige Stubenmusik klingt. Alles passt glücklich gelungen zueinander auch für Kirchen, Hallen und Konzerte im Freien. Eine feine CD. mit den wunderschönen Liedern von Carl Nielsen. (Die Liedtexte stehen im Booklet. Eine deutsche Übersetzung würde mich freuen.) h

{slider Dreamers Circus – A little Symphony (CD)}

www.gofolk.dk – Rune Tornsgaard Sörensen, Ale Carr und Nikolaj Busk beginnen mit einem Feuerwerk zwischen Klassik und Folk mit vielen Instrumenten, die Geigen jubeln. Begleitet werden sie vom dänischen String Quartet und vom European Taveling Brass Carnival, insgesamt von 18 weiteren großen Künstlern. Sie machen eine Musik, dass das Studio in Flammen aufgeht und Sterne sprüht. Cheers to the Dreamers!

{slider Östfolk (CD)}

www.galileo-mc.de (Heilo Norwegen) Die drei Zukunftsträumer von Östfolk aus Östfold bringen wunderschöne alte Lieder und Musiken und experimentieren dabei.
Linn Andrea Luglseth, Vegar Vardal und Asmund Reistad sind Folkies um die 35, von denen wir nach dieser CD hoffentlich viele CDs und Touren erwarten dürfen. Sie haben die Sammlungen der Musikanten und Volkstänzer von Ostfold befragt und die Schätze durchgeforstet und so Sachen gefunden, die bisher nicht weit bekannt wurden.Das ist für uns der vernünftige Ansatz, den noch viel zu wenige Folkies gehen. Es gibt dadurch Überraschungen auf der CD, die faszinieren und Freude bringen. So einen Ansatz und damit diese CD wünsche ich vielen in der Folkszene zum Lernen und Wohlfühlen. Mit dabei sind ein Springdans, ein Halling, eine Vuggevise und vor allem das Zukunftsträumen mit alten Weisen. h

{slider Maja KnaerJacobsen & David Boulanger (CD)} M & D www.gofolk.dk – Da fetzen die beiden Geigen , dann auch die Hardangerfiddle und die Stimme von Maja. Sie leben in Dänemark und Kanada / Quebek und nehmen auch die Musiken von dort. Dadurch haben sie einen breiten Spielraum und eine herrliche Mischung französisch und skandinavisch gefärbter Spielfreude.

Maja ist Meister der Folkmusik der Odenseakademie. David gewann den Folkmusikaward in Kanada 2012. Sie können also beide meisterhaft und selbstbewusst arrangieren, komponieren, Stimmen schreiben, wählen, platzieren und natürlich muszieren. Das zeigt diese CD.
Das wichtigste ist, dass sie Folklore so beherrschen, dass sie neben ihrem tollen Tempo und ihrer Abstimmung aufeinander Freude rüber bringen können, quasi alles spielen können vom Musiikstück zum Lied und zum Tanzen für alle. Ein Freudeduo.

{/sliders} Laura Moisio singt wie eine finnische Elfe, naja, wie wir uns den finnischen Elfengesang so vorstellen. Mit heller, klarer und oft auch sehr starker Stimme, die sich auch von den Begleitinstrumenten (wie Trompete und Synthesizer) nicht übertönen läßt, nichts von den Saxophonexzessen, die skandinavische CDs oft so unerträglich sind. Aber wir befinden uns hier auch in Finnland, das nicht zu Skandinavien gehört. Laura Moisio hat alle Lieder auf dieser CD selbst geschrieben (wenn ich das rein finnisch gehaltene Beiheft, das die Texte und ein absolutes Minimum an Informationen aufweist) und dabei viele Einflüsse verarbeitet. Manchmal klingt es finnisch, ostseehaft und ein bißchen traditionell, dann hören wir Countryklänge heraus, und natürlich immer viel Singer/Songwriterstil, von der Sorte, der sich nicht definieren läßt, aber immer sofort zu erkennen ist. Die Gastmusiker, wie gesagt, halten sich zurück und überlassen alles dieser wunderschönen Stimme. Der wir ewig zuhören könnten, leider ist die CD mit 30 Minuten schändlich kurz. Laura Moisio: Ikuinen Valo, im Vertrieb von Beste Unterhaltung. http://besteunterhaltung.biz/kuenstler/laura-moisio/ (GH)

Sigurd Brokke ist ein norwegischer Maultrommelvirtuose, der nun eine CD herausgebracht hat, mit dem programmatischen Titel „Munnharpe II“, also Maultrommel II, die erste Folge erschien 2012. Vorher hatte er schon zusammen mit dem Hardingfiedler Daniel Sandén-Warg zwei gemeinsame Alben herausgebracht, die beide preisgekrönt wurden. Hier nun also Sigurd Brokke allein, und wer hätte gedacht, daß die Mundorgel so variabel klingen kann? Er spielt traditionelle Stücke, gibt auch immer an, von welchen Spielleuten er was übernommen hat, wir hören Musikstücke aller Art, langsame und schnelle, vertonte Balladen und Hochzeitslieder, und sogar das berühmte „Fanitullen“, angeblich Teufelsmusik, darf nicht fehlen. Und alle Melodien, Rhythmen und Varianten sind klar herauszuhören, und jedes Stück klingt anders und auf seine Weise spannend. Faszinierend! Sigurd Brokke: Munnharpe II. Etnisk Musikklubb. www.etniskmusikklubb.no (GH)
Kongressen reist und dort Kollegen aus anderen Ländern trifft, macht die Lektüre noch aufregender. Kevin Danaher, Autor irischer Standardwerke, tritt in diesem Band auf, vorher schon konnten wir u. a. dem heißverehrten früheren Leiter des AdV (der in Bonn beheimatet ist) begegnen, dem Erzählforscher Matthias Zender, oder seinem Nachfolger auf dem Bonner Lehrstuhl, dem Niederländer Heinrich Leonard Cox. Der frisch erschienene Band, „Plankton“, geht bis 1975. Da trat Cox in Bonn die Zender-Nachfolge an, und als Assistenten heuerte er Max Matter an, den späteren Leiter des Freiburger Volksliedarchivs. Wir warten in atemloser Spannung auf Band 4. J.J. Voskuil: Plankton, deutsch von Gerd Busse, Verbrecher Verlag, 960 S., 29,90 (GH)                                                                                                                       

Ulv
Ljus i morker
Licht in der Dunkelheit
www.nordpool-musik.de
Traditionelle schwedische Musik aus Schweden, und von Auslandsschweden von estnischen Inseln und aus der Ukraine. Ganglats, Polskas, Choräle und Kirchenmusiken. Gespielt mit Flöte, Kantele, Gusli, Mittelalter-Fiedel und dazu gesungen. Lena Suanne Norin, Agnethe Christensen und Elizabeth Gaver schenken uns eine eine Weihnachts-CD, so schön, wie es sie selten gibt. Sie touren durch Deutschland 7.1. Berlin?, 8.1. Mölln, 9. 1. Flensburg und 10. 1. Büsum?.

Elin Kaven
Eamirtni – Rirneborn
www.Nordic Notes.de
Elin aus Norwegen ist Sami-Musikerin. Ihr 3. Album ist nahe am Joiken, an der Musik ihrer Heimat. Mit dem Joik werden Tiere besungen, gelockt und bezaubert. Moderne Musiktechnik und alte Bräuche kommen hier zusammen. Ihre Lieder sind voller Geheimnisse, sinnlich verlockend, voll wilder und zarter Schönheit. Ihre Joiks sind – zusammen mit der Musik – so eindringlich, wie ich sie selten gehört habe. h

Siri Nilsen
Skyggeboksen
www.galileo-mc.de
Mit feiner Stimme und zartem Gitarrenspiel singt sie ihre Lieder, ihr Denken, ihre Arbeit, ihre Erinnerungen. Dann setzt der Synthesizer ein und sie antwortet mit röhrender Stimme, zart und schonungslos. Eine echte Grappa-Aufnahme. Siri kommt aus Norwegen und ist die Tochter zweier Folksänger. Mit Folk wuchs sie auf. Die klare und schöne Einstellung zur Welt, zur Natur, zu Liedern haben sie geprägt.

                                                                                                                                                                                                                 

The Real Group
Three Decades of Vocal Music
www.grappa.no
Das norwegische Quintett ist seit vielen Jahren international unterwegs und singt nur vokal, imitiert Begleitinstrumente durch Hintergrundostinati, durch Schnalzen, Klopfen, Trappeln, Klatschen. Und sie singen vielstimmig und begeistert die Lieder von vielen Jahrzehnten. Und mit jauchzender Freude. Sie bringen so Chor und Orchester gleichzeitig völlig ohne andere Instrumente, als ihre Körper, ihre Stimmen. Und wenn wirklich mal ein Instrument dabei sein sollte, so ist das nicht zu erkennen, so geschickt imitieren sie.
Die Lieder der alten Club- und Hotelmusiken sind gekonnt vorgetragen. Es sind jazzige Lieder und dabei ein Weihnachtsoratorium, dein Song der Samen, alles verträumt und wunderbar arrangiert und zelebriert. Die schönsten Stücke ihrer 30 Jahre Bühne.

Ingenmannsland
www.soulsellerrecords.com
Die norwegische Band bringt Tagträume des dunklen norwegischen Winters. Melancholisch mit sparsamen Tönen gesungen und musiziert. Dunkle Bärenmusik zur Musik des Zauberers. Faszinierend , zaubervoll, märchenhaft, mystisch. Alle Musiken und Verse von Erik E.

Nilsen ist nicht gerade ein seltener Name, und so denkt man vielleicht nicht gleich daran, aber es ist wirklich so: Siri Nilsen hat einen berühmten Vater, und wenn dieses FM erscheint, hat sie eine Serie von Konzerten mit Papa Lillebjørn hinter sich gebracht. Nicht, daß sie diese Unterstützung brauchte, sie kann es sehr gut allein. Siri Nilsen spielt Gitarre und Dulcimer, singt und schreibt ihre Lieder allesamt selbst. Dazu hat sie etliche Gastmusiker dazugeholt. Für Schlagzeug, Klarinette, Tretorgel und Saxophon, um nur wenige zu nennen (und, wichtig: Trotz des Saxophons erliegt sie nicht der Versuchung, alles in Saxophonklängen zu ertränken, was viele CDs aus dem Norden in den letzten Jahren so unerträglich gemacht hat). Allerdings, vielleicht hätte manchmal eine Prise weniger Synthesizer gutgetan … Sie hat eine so wunderbare klare Stimme, die gerade bei a-capella-Stücken richtig zum Ausdruck kommt. Die Texte, es geht einfach um das Leben, die Liebe und die Versuche, den Alltag irgendwie durchzustehen (und sei es durch Schattenboxen, wie der CD-Titel nahelegt), sind auf ihrer Website nachzulesen, ansonsten: Einfach Hören! Siri Nilsen: Skyggebokser, Grappa Musikk, www.sirinilsen.no

Norwegisches Porträt – Ole Paulseb
Ole Paus ist wohl der bekannteste Liedermacher Norwegens, vielleicht vergleichbar mit Reinhard Mey hierzulande. Für viele der erste, den sie überhaupt je gehört haben, alle kennen ihn, alle mögen ihn, er gilt als überaus höflich und freundlich, und ab und zu fällt dann eben auch alle Welt aus allen Wolken, wenn Ole Paus bei einem Auftritt sehr energisch Kritik an Politik und Wirtschaft übt. Weil er vor allem in den späteren Jahren eher sanft und poetisch textet, fällt es vielen offenbar leicht, zu vergessen, daß er eine scharfe satirische Ader hat. Seine Familiengeschichte liest sich wie eine Chronik der norwegischen Geschichte, sein Vater war Generalmajor, sein Großvater norwegischer Generalkonsul in Wien (woher er die Großmutter mitbrachte), er und Henrik Ibsen haben denselben Urururgroßvater, und ein anderer Ururgroßvater war Norwegens erster Generalstaatsanwalt und hatte den umwerfenden Namen Bredo Henrik von Munthe af Morgenstierne. Daß zu den Vorfahren und Verwandten auch Oda Lasson gehört, die Ikone der Kristiania Bohème um 1880, wundert niemanden, und so ist es auch kein Wunder, dass Ole Paus auf der sagenumwobenen LP „Leve Patagonia“ mitgewirkt hat, sein Freund und häufiger musikalischer Partner Ketil Bjørnstad hat darauf eine Art Chansonoper gestaltet, um vor 130 Jahren in ganz Europa berüchtigte Bohèmeszene der norwegischen Hauptstadt dazustellen. Mehrere Dutzend Titel umfasst seine Produktion an eigenen LPs und CDs, dazu kommen mehrere Revuen, eine Oper und neun Bücher, denn während seiner ganzen Karriere hat er immer auch mit einem Dasein als Autor geliebäugelt. Die Liste der Auszeichnungen ist fast so lang wie die der Veröffentlichungen. 2013 gab Ole Paus bekannt, keine CDs mehr veröffentlichen zu wollen, nachdem der Markt auch in Norwegen stark eingebrochen war, gab diesen Entschluss aber auf, als Ketil Bjørnstad ihn zu dem Projekt „Frolandia“ hinzuholen wollte (s. Rezension anderswo in diesem FM). Als kurzes Portrait muß das genügen, wir hoffen,

„Frolandia“ heißt das Schwimmbad der norwegischen Gemeinde Froland, und damit könnte die Geschichte auch schon zu Hause sein. Froland, in Südnorwegen gelegen, teilte den schlechten Ruf vieler kleiner Orte dort unten. Sie seien bewohnt von Hinterwäldlern, die sich nur für norwegische Schunkelmusik und schwarzgebrannten Schnaps interes-sieren, oder von strengen pietistischen Sekten, für die Musik, Alkohol und so ungefähr alles andere außer ernstem Bibelstudium geradewegs in die Hölle führen. Ole Paus und Ketil Bjørnstad beschlossen, den guten Ruf dieser Orte wieder herzustellen, am Beispiel Froland zu zeigen, dass auch im vermeintlichen Hinterwald ein aufgeschlossenes Publikum zu finden ist. Und so entstand „Frolandia“, ein Zyklus von 17 gemeinschaftlich verfassten Liedern, die Wälder von Agder spielen eine Rolle, das Pfeifen der Lokomotive, das von der Welt draußen kündet, es gibt Liebe in diesen Liedern, die Sehnsucht nach einem Ort zum Bleiben, alles auf die typische zurückhaltende Weise getextet und vorgetragen, für die Ole Paus steht, und die gerade wegen dieser Zurückhaltung lange im Ohr bleibt. Es ist ein Meisterwerk, fanden alle, die es schon gehört hatten, die Uraufführung, bei der dann auch die CD eingespielt werden sollte, wurde nach Froland verlegt – und die Lokalbevölkerung bewies, daß sie ihren Ruf als Hinterwäldler wahrlich verdient hat. Die Uraufführung musste nämlich abgesagt bzw. nach Kongsberg verlegt werden, weil die Leute aus Froland nun mal keine Musik wollen, zu der man nicht schunkeln und mitgrölen kann. Wer indes Interesse an norwegischer Liedermachermusik vom Feinsten hat, ist mit dieser CD bestens bedient: Ketil Bjørnstad und Ole Paus: Frolandia, Grappa Music, www.grappa.no (GH)
 
Janerik Lundqvist ist ein schwe-discher Liedermacher, der schon zwei CDs mit Nachdichtungen von Leonard Cohen-Liedern herausgebracht hat. Nun also die dritte im Bunde. Wobei ein Blick ins Beiheft überraschenderweise ergibt, daß Janerik Lundqvist gar nicht alle Lieder selbst nachgedichtet hat, viel häufiger wird dort ein Jimmy Grimsby als Texter genannt. Egal, alle, die hier Cohen schwedisiert haben, verstehen ihr Handwerk. Ein paar Höhepunkte gefällig? „Hvem av lågor“ („Who by fire“) und „Det var så länge sen, Nancy“ (braucht sicher nicht übersetzt zu werden) – hier schafft Janerik Lundqvist das Kunststück, die übersetzten Lieder so zu singen, dass man sie erkennt, man hört den Meister Cohen daraus heraus, und doch klingt alles wie etwas eigenes, ist keine bloße nachgesungene Übersetzung. Gerade bei Leonard Cohen schaffen das nur wenige Nachsinger – aber wer Graeme Allwrights französische Cohen-Versionen mag, wird von Janerik Lundqvist begeistert sein. Janerik Lundqvist: Den tredje. Im Vertrieb von Meyerrecords, http://www.meyerrecords.com/ GH)