Melanie Mau & Martin Schnella – Through The Decades
Wenn Melanie Mau (Gesang) und Martin Schnella (Gitarren, Gesang) sich einiger Lieblingssongs aus mehreren Jahrzehnten annehmen, kann man eigentlich nicht von Covern reden.
Das Duo aus Niedersachsen krempelt die Stücke komplett um und baut sie in akustischen Arrangements wieder auf, so dass man von Neuschöpfungen mit Wiedererkennungseffekt sprechen kann. Dies tun die Beiden so gut, dass ihre ProgRock- bis Metal-Bearbeitungen international verstärkt die verdiente Anerkennung finden.
Obwohl sie auf ihrem 4. Studioalbum als Duo firmieren, steckt hinter „Through The Decades“ die Leistung eines Teams mit Lars Lehmann (Bass), Simon Schröder (Percussion) und Mathias Ruck (Vocals). Nicht mehr wegzudenken von ihren Alben sind die Beiträge von Jens Kommnick (Low Whistle, Uilleann Pipes, Cello), der einigen Songs einen keltischen Mantel gibt.
Die Atmosphäre der Stücke wirkt, der schwierigen Pandemie-Zeit entsprechend, eher melancholisch. Die große musikalische Energie macht dagegen deutlich, dass man sich nicht unterkriegen lässt. Am besten gefallen mir die ruhigen Passagen, auch, weil die Folk-Elemente einen breiteren zeitlichen Horizont einbringen. Der Sound aus dem eigenen Studio ist, der musikalischen Qualität entsprechend, hervorragend.
Wer sich an Stücke von Kate Bush oder Queen heranwagt, sollte stimmlich was drauf haben. Der dreistimmige Satzgesang überzeugt und gehört mit der kraftvollen, warmen Stimme von Melanie Mau zu den herausragenden Merkmalen des Albums. Höhepunkt ist für mich „Poesie Im Sand“ (Ljod I Sand) von Áristíðir, sparsam begleitet auf Deutsch und Isländisch gesungen, gut für Gänsehaut-Momente. Ohne die Instrumente abwerten zu wollen, stellt sich mir die Frage, ob die Beteiligten nicht mal ein paar Songs komplett a cappella aufnehmen sollten. Einfach weil sie es können.
Das andere Highlight sind die ungemein abwechslungsreichen Gitarrenparts mit rasanten Läufen oder vertrackten Takt- und Tempowechseln. Seit „Gray Matters“ 2015 gewachsen ist die Geschlossenheit, die 14 Songs (74 Min.!) wirken sehr dicht und stimmig. Die akustischen Stücke auf diesem Album werden die Zeiten und Pop-Moden bestens überdauern. (küc)