Ludmilla Assing: Die Märztage Berlins. Parrhesia Verlag, https://www.varnhagen.info/ (GH) BUCH
Trotz Alledem
„Die Märztage Berlin“, so heißt ein frisch erschienenes Buch mit Texten von Ludmilla Assing (1821 – 1880), herausgegeben hat es der in FM-Kreisen aus der großen Liedermacherzeit geschätzte Nikolaus Gatter.
Nikolaus Gatter ist einer der treibenden Geister hinter der Varnhagen-Gesellschaft, und damit sind wir bei Frau Assing, der Nichte des berühmten Karl August Varnhagen von Ense. Nichte Ludmilla war tatsächlich in Berlin und berichtet von der Straße weg, sozusagen von den Barrikaden herunter, und das ist natürlich eine aufregende Lektüre.
Leider behandeln nur 25 Seiten im Buch die Märzgeschehnisse, was einerseits furchtbar frustrierend ist. Andererseits liest man ja doch weiter und erfährt, dass Ludmilla Assing den Briefwechsel ihres Onkels mit Alexander von Humboldt herausgegeben hat, auf Wunsch der beiden Herren, ihr aber wurde es übelgenommen, denn die Briefe wurden als skandalös aufgefasst (leider ist kein skandalöser Brief abgedruckt).
Ansonsten äußert sie sich über Frauenrechte, da aber gar nicht kämpferisch, gebt uns nur ein paar Rechte, bittet sie die Männer, wir nehmen euch schon nichts weg, weil Frauen ja so anders geartet sind als Männer und in deren Berufen ohnehin nicht viel leisten werden.
Überraschend, wenn wir bedenken, was andere Frauen in der Zeit um 1848 gefordert haben, überraschend auch, dass sie von der Männerpresse trotzdem als „emanzipirte“ Männerhasserin angefeindet wurde.
Vor einer in Preußen verhängten Gefängnisstrafe setzte sie sich nach Italien ab und so finden wir in der Auswahl im Buch auch viel über italienische Literatur und Lebensart.
Alles in allem eine hochinteressante Zusammenstellung, die Lust auf mehr von dieser heute viel zu wenig bekannten Frau macht.
Ludmilla Assing: Die Märztage Berlins. Feuilletons, Aufsätze, Berichte. Herausgegeben von Nikolaus Gatter. Parrhesia Verlag, 202 S., 9.90m https://parrhesia-verlag.de/, https://www.varnhagen.info/ (GH)
Trotz Alledem (Freiligraths berühmtes Lied) “ Das war ‚e heiße Märzenszeit, trotz Regen Schnee und alledem…. (Mit der Melodie des berühmten schottischen Volksdichters Robert Burns)