Lasse Blom: Opfer ohne Blut

heißt gar nicht so und ist auch kein Schwede, hat aber als Korrespondent der Süddeutschen Zeitung einige Jahre in Stockholm gelebt.

Das gibt ihm die Möglichkeit, seinen LeserInnen schwedische Dinge zu erklären, die in einem „echten“ schwedischen Krimi als bekannt vorausgesetzt werden. Schweden zeigt sich selbst gern als progressives Land, in dem Prostitution abgeschafft ist, die Frauen nicht mehr diskriminiert werden und die Sprache politisch ungeheuer korrekt ist. Bei Lasse Blom hat das Gesetz, das den Kauf von sexuellen Dienstleistungen verbietet, den Straßenstrich mehr oder weniger abgeschafft, aber Edelprostitution für die Reichen blüht mehr denn je. Die Frauen im Buch nehmen alle brav die Namen ihres Ehemannes an, keine ist in leitender Stellung tätig, die Herren erzählen uralte sexistische Witze und geredet wird im Maskulinum („Ich bin kein Experte“, wie eine Frau sagt). Und auch solche Milieus gibt es in Schweden und es ist gut, mal von dem Glanzbild wegzukommen.

Lasse Blom hat offenbar seinen Arne Dahl gelesen, er hat ein ähnliches Ermittlungsteam (nur ohne Chefin), nicht mal der schweigsame Finnlandschwede fehlt, und es wird eine sinnreiche Mordmaschine konstruiert, um das Opfer unblutig aus der Welt zu schaffen. Doch ehe Casper Munk, so heißt der ermittelnde Kommissar, in die Nähe dieser Mordmaschine kommt, gibt es schon weitere Opfer: Eine Edelprostuierte, die scheinbar von einem sturzbesoffenen dicken Schauspieler totgedrückt wird, ein notgeiler Agent, der sehr blutig ums Leben kommt. Vor hundert Jahren hat der Hollywoodschauspieler Fatty Arbuckle eine Frau totgedrückt, aber was hat das mit dem Stockholm von heute zu tun? Und wo ist der Zusammenhang mit dem Prager Frühling 1968? Diese Zusammenhänge gibt es, und Casper Munch kann alles zu einer überzeugenden Klärung bringen – und sich unterwegs auch noch verlieben! Lasse Blom ist ein witziger, spannender Krimi gelungen, der zudem voller Anspielungen auf die Meisterwerke der Schwedenkrimis steckt. Das Stockholmer Lokalkolorit lässt Erinnerungen aufleben, und das Ermittlerteam schreit geradezu nach vielen Fortsetzungen. Und wir wollen natürlich wissen, ob Casper Munch Glück in der Liebe beschieden ist.

Nur eine Kritik: Die Karl Johans gate (nicht „Gade“, wie im Buch steht, „gade“ ist dänisch, und gate im Straßennamen wird kleingeschrieben), ist nicht der Osloer Straßenstrich, wie hier behauptet wird, sondern die Prachtstraße der Stadt, an der Parlament und Königsschloss liegen! 

Lasse Blom: Opfer ohne Blut, Maximum Verlag, 302 S,  €9, 99