Gerhard Kaldewei: Es wehte hier eine andere Luft. Hertha König – ein Lebenswerg. Pendragon, 191 S., 24,.- www.pendragon.de (GH)
Buch mit viel Poesie
Gerhard Kaldewei: Es wehte hier eine andere Luft. Hertha König – ein Lebenswerg. Pendragon, 191 S., 24,.- www.pendragon.de (GH)
Hertha König (1884 – 1976) aus Ostwestfalen war Autorin, Kunstsammlerin, Mäzenin und galt vor 100 Jahren als eine der bedeutendsten deutschsprachigen Lyrikerinnen. Nach ihrem Tod geriet sie ein bisschen in Vergessenheit, seit Jahren aber bemüht sich der Pendragon Verlag (dessen Bücher hier ja schon oft gelobt worden sind) darum, sie zurück ins kollektive Gedächtnis zu bringen.
Nun als mit einer Biographie, und wir lernen eine Menge über diese ungewöhnliche Frau. Ihr Großvater hatte als Zuckerhändler im zaristischen Russland ein Riesenvermögen angehäuft, die Enkelin nutzte es, um Kunst zu sammeln und Künstler zu unterstützen.
Rilke war einer von denen, die ganz besonders von ihrer Hilfe profitierten. Oskar Maria Graf ein anderer, und sogar der junge Picasso verdankt ihr einen seiner ersten Verkäufe.
Außerdem stand sie in engem Kontakt zu Wandervogel-Leuten!
Sie zog vom väterlichen Gut bei Herford nach München und später wieder zurück aufs Gut, und in der ganzen Zeit sammelte sie Kunst und half, wo sie konnte.
Im Buch finden sich immer wieder Gedichte von ihr, die unbedingt zu weiterer Beschäftigung einladen und außerdem wunderbar zum Vertonen geeignet wären.
Perfektes Buch also? Nicht ganz. So ungefähr die Hälfte des Buches handelt von Rilke, als hätte der Autor lieber eine Rilke-Biographie geschrieben.
Und wenn oben von „Künstlern“ die Rede war, es sind nur Männer erwähnt, hat sie wirklich nie eine Kollegin unterstützt? Nicht mal, als sie in München lebte, zu ihrer Zeit einer der Hotspots der Frauenbewegung?
Auch als Mensch bleibt uns die Dichterin fremd. Sie war ganz kurz verheiratet, in dieser Zeit aber in jemand anderen verliebt, der andere wollte sie nicht – und dann?
50 Jahre lang keine Herzensregung mehr? So gesehen ist das Buch ein wunderbarer Einstieg in ihr Werk, und das lesen wir dann, während wir auf eine ausführlichere Biographie warten.
Gerhard Kaldewei: Es wehte hier eine andere Luft. Hertha König – ein Lebenswerg. Pendragon, 191 S., 24,.- www.pendragon.de (GH)