Doris Hermannns: Und das alles ist hier fremd. Deutschsprachige Schriftstellerinnen im britischen Exil, AvivA Verlag, 237 S., 22,– (GH)

Vor langen Zeiten, fürs FM 309, haben wir schon einmal über John Olday geschrieben.

Seither ist nicht viel passiert, noch immer sind seine alten Tonaufnahmen nicht rekonstruiert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden, mit der bekannten Ausnahme: Christiebooks. http://www.christiebooks.com/ChristieBooksWP/2013/07/7183/

Der Anarchist John Olday singt dort deutsche Lieder – nicht nur, aber „Dat du min Leevsten büst“ ist ebenso vertreten wie „Rose weiß, Rose rot“ und noch andere. Bei den englischen Liedern gibt’s eine englische Version von „Dat du min Leevsten büst“ und „Dance, Dance, Quieselchen“ („Quieselchen“ also nicht übersetzt), das alles aufgenommen vor Jahrzehnten in einem Londoner Zentrum für ehemalige Spanienkämpfer.

John Olday wurde 1905 geboren, ob in London, Hamburg oder New York, ist ungeklärt, er starb 1977 in London; er wuchs in Hamburg auf, was sicher seine Vorliebe für plattdeutsche Lieder erklärt, war Spartakist, wurde aber wegen seiner „anarchistischen Abweichungen“ aus der Partei geworfen, machte sich einen Namen als Zeichner und Autor von zeitkritischen Kabarettstücken, lebte einige Zeit in der schwulen Subkultur Hamburg, engagierte sich als Autor und Zeichner im Kampf gegen die Nazis und konnte 1938 nach England entkommen.

Ein soeben erschienenes Buch zeigt ihn als Ehemann – nämlich mit der österreichischen sozialistischen Publizistin Hilde Meisel alias Hilda Monte, der er solidarisch seine Hand anbot, als ihr 1938 die Ausweisung aus Großbritannien drohte.

Diese Information findet sich in einem frischerschienenen Buch über deutschsprachige Schriftstellerinnen im britischen Exil. Darin spielt Olday logischerweise nur eine Nebenrolle, aber es gibt allerlei zu finden über Kabarettistinnen und liederschreibende Frauen jener Jahre, und natürlich ist jede Gelegenheit willkommen, um an John Olday zu erinnern und seine Lieder anzuhören.

Doris Hermannns: Und das alles ist hier fremd. Deutschsprachige Schriftstellerinnen im britischen Exil, AvivA Verlag, 237 S., 22,– (GH)