LEBENSLANG MUSIZIEREN (EVTL. AUCH SINGEN, TANZEN, MEHRERE INSTRUMENTE)
LEBENSLANG
Es gibt nicht wenige Musiker oder Musikanten in unserer Szene, die ihre Leben lang Musik machen. Das gilt auch für Singende und auch für Tanzende. Sie haben meist auch ihre Lieblingsmusiken, ihre Herzenslieder, ihre Wunschtänze.
Es haben sich Töne in Seelen verankert – Vom Ohr zum Herzen.
Einfach zum Erholen, zum Genießen, aus Freude holen sie ihre Instrumente, ihre Sticks hervor und spielen, singen, tanzen. Das ist leichter für diejenigen, die ein Instrument spielen, zu dem man singen oder tanzen kann oder einfach nur musiziert.
Wenn düsteres Wetter ist, wenn die Stimmung mal unter niedrigenWolken hängt, bei Traurigkeit oder Einsamkeit hilft ein Instrument.
Viele Menschen hatten in ihrer Familie, in ihrer Kindheit oder Jugend nicht die Chance oder nicht die Geduld, ein Instrument spielen zu lernen. Viele, die ich kenne, sind im Alter von etwa 50 Jahren noch angefangen, ein oder mehrere Instrumente zu kaufen und darauf zu spielen. Oft einfach aus Lebensfreude. Vielleicht auch, um eine Hilfe zu haben, schwere Stunden zu überwinden, oder Enkeln, mit Freunden zusammen zu singen, ihnen Musik, Lieder, Tänze näher zu bringen.
In Bands, Lieder- und Tanzkreisen sind solche Musikfans zu finden. Manche nennen sich „Folkie“, weil sie sowohl Musikstücke, Lieder und Tänze lieben.
Nicht wenige sind dann ihre Leben lang in Musikgruppen und halten zusammen, werden gemeinsam alt und entwickeln ein Know How mit einer Gruppenform, die oft Neue und Junge unbewusst nicht zulässt und so immer älter wird, dass die so wichtige, junghaltende Gruppe sich zur Trauer für Überlebende dann auflösen muss. Manchmal ist die Auflösung für die Region sogar Kulturverlust.
Heutzutage ist Jugend schwer dazu zu bringen, mit Alten in festen, altgefügten Gruppen wöchentlich regelmäßig zusammen zu kommen. Jüngere Menschen achten noch nicht so sehr auf ihre Seele und mögen auch alt – fest gefügte Gruppen und Musik-, Lied-, oder Tanzmeister meist nicht gern.
Bei Bands zu Dritt oder Viert ist eine Gründung mit Gleichaltrigen auf für Jüngere leichter. Tanzkreise, Liederkreise, Musizierkreise werden immer seltener. Und es sieht so aus, als ob eine Kulturart, die um 1900 von der Jugendbewegung maßgeblich initiert wurde, in vielen Regionen im Aussterben ist. Das wäre für viele ältere Menschen und auch für die Zukunft unserer Gesellschaft ein Verlust einer Gesellungsform, die viel Freude verbreitet und mir für Lebensqualität und Wohlbefinden bedeutender zu sein scheint, als von vielen wahrgenommen wird.
Was ist gegen diesen Verlust von selbstorganisierten, freien, oft nicht materiellen Kulturgruppen – vielen auch für ihre Seele, ihre Freude, ihr Leben, ihre Gemeinschaft, ihr Dorf, ihren Stadtteil wichtig – zu tun? Es gibt Beispiele, die einem generationenbedingter Auflösungsprozess entgegenwirken, die jedoch kein einfaches Rezept sind und Engagement von mehreren benötigen.
Der Altersdurchschnitt einer Gruppe ist leicht zu ermitteln: Die Summe des Lebensalter der Mitglieder geteilt durch die Gruppenzahl. Eine Gruppe ist meist stabil, wenn Mitgliederzahl und Altersdurchschnitt von Jahr zu Jahr konstant bleiben und auch Inhalte Raumfrage, Kosten und Leitungsimpulse stabil bleiben.
In Bayern gibt es eine Initiative „Zukunft Volkstanz“. Es treffen sich Interessierte, die sich mit dem Thema „Kulturwachstum und Musik“ beschäftigen. In Norddeutschland gibt es einige Gruppen wie die Swattenbeeker Danzlüüd“ und die Rabentänzer, die seit Jahren konstant sind, Neue dazu gewinnen und neue Ideen aufnehmen. Die offenen Musizierbands Qualmende Socken (Darmstadt), Leineweber (Hannover) und Elbraben (bundesweit) , die sich bei Festen treffen, musizieren, singen und zum Tanz aufspielen, scheinen es auch leichter zu haben, Neue hinzu zu gewinnen. Jeder der dazu gehören will, übt, aktiv ist, reist kann mitmachen.
Es dürfen in Gruppen, Bands und Tanzkreisen laufend neue Impulse nicht fehlen. Alte, festgefahrene Strukturen halten Neuinteressierte fern. Werbung und Mundpropaganda zünden kaum noch. Es braucht:
Fröhliche, lockere Auftritte, lustige Erklärungen und Erzählungen zum Hintergrund von Musik, Lied und Tanz, überströmende, sichtbare Freude oder gar Begeisterung, Aufforderung an Zuschauer mit eisbrechenden Zauberformeln: Wer möchte mitsingen, mittanzen, kommt hierher, fasst durch zum Kreis, um Kulturkonsumenten zu aktiven Mitmachern zu gewinnen. Und vom Mitmacher zum Mitglied braucht es viel weniger Schritte für die, die sich Zeit für Kultur und Miteinander schenken möchten. Und wer jetzt interessiert ist, kaufe die CD, den Stick, Liederheft, nehme den Flyer, den Mitmachzettel mit, die Einladung zum nächsten Treffen von Musikanten, Liederfreunden, Tanzenden…
Kreistänze haben wunderbare Melodien, zur Gruppe gehören großartige, interessante, engagierte Menschen, das Tanzen ist gesund und hält jung, der Tanzsaal ist schön und hat Schwingfußboden, es gibt gemeinsame Reisen, Auftritte, Feste mit Gästen, Gruppenabende, die Gruppe ist der beste Ort, neue Freude zu gewinnen, die Musiken, die Lieder, die Tänze und die Geschichten dazu regen an. Das Leben wird bereichert, wird schöner, Kontakt gibt es regelmäßig über eine What’s App – Gruppe und Infos über eine Webseite, alle bekommen die Adressensliste mit Geburtstagsdaten, wer Geburtstag hat gibt einen aus, wer mal nicht kann, sagt ab, wer einen besonderen Anlass hat, der lädt ein. Mehrere dieser Impulse wirken auf viele Menschen so, dass sie gern dazu gehören wollen und gern auch mal oder öfter mit anleiten und Neues einbringen. (Von Urlauben, aus Familientraditionen, von Workshops und Seminare, von Google…..)
Solche Gruppen stellen Fernsehprogramme und Wehwehchen in den Schatten. Der zündende Funke für kulturelle Gruppenbildung von Jung und Alt und Gemischt kommt allerdings im Fernsehen kaum rüber. Deshalb erfährt die Breite der Bevölkerung wenig von unseren Kulturgruppen, Folkloregruppen, Heimatgruppen, Musizier- undLiedergruppen auch offen in Stilarten.
Es kann große Freude bereiten, in der eigenen Region, in der Heimat trotz aller Hektik, trotz Kapitalismus, trotz Egoismus, trotz Einsamkeit ein kleines, wachsendes, kulturelles Miteinander zur Freude und für Freund mit zu gestalten und zu entfalten. hedo