„Fragile Matt“: Irish Folk zwischen Kirchenglocken von Peter Salm

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Foto (Band „Fragile Matt“)

Internationale Mischung: Andrea Zielke (AUS), David Hutchinson (IRL) und Katja Winterberg (D). (Foto: Finn Reichenbach)

Irish Folk zwischen Kirchenglocken

von Peter Salm

Man muss sehen, wie man durchkommt. Das Leben der Folk-Bands ist hart geworden in Coronazeiten. Die Irish-Folk-Band „Fragile Matt“ aus Wuppertal (www.fragile-matt.de/) hat eine Nische gefunden und hält sich mit Auftritten in Seniorenheimen über Wasser. Auch die Kirchen, die dank großzügigerer Auflagen ihre Tore leichter offenhalten können als Clubs und Konzerthäuser, tragen ihren Teil zum Überleben der Musik-Szene bei. Da wird kurzerhand ein Abendgottesdienst zur musikalischen Vesper erklärt, und zwischen dem 18- und dem 19-Uhr-Glockenläuten wird der Altarraum zur Bühne. So in der evangelischen Dankeskirche in Düsseldorf-Benrath, wo „Fragile Matt“ nicht zum ersten mal feinsten irischen Folk zum Besten gab. Kirchenmusik geht auch ohne Orgel.

Die Band Fragile Matt, gegründet 2008 in Doolin (Irland) von dem Iren David Hutchinson, heute ansässig in Wuppertal, ist mit ihrer Musik in Deutschland, Holland und Irland unterwegs. Manchmal zu viert, aber meist als Trio-Formation mit David (Gesang, Bouzouki, Banjo), Katja (Bodhrán, Geige) und Andrea (Gesang, Gitarre). Dass ihre Eigenwerbung („Erfrischend, gefühlvoll, fröhlich, lebendig und am besten live. Mehrstimmiger Gesang umrahmt von fetzigen irischen und schottischen Tunes.“) zutraf, verifizierten sie beim Live-Auftritt in Düsseldorf – in der Dankeskirche boten sie als Trio ein kurzes, aber intensives Programm, gut gemischt aus den schon von den Dubliners bekannten Klassikern zum Mitsingen und Mitklatschen und einer Auswahl weniger bekannter Balladen und Instrumentals. Ob als charismatischer Sänger mit rauchiger Whiskey-Stimme (Von der Ziegenmilch, wie er betont, nicht vom Whiskey!) oder mit atemberaubend schnellem Fingerspiel bei seinen Instrumentalstücken auf Banjo und Bouzouki – David überzeugte durch seine fast greifbare Bühnenpräsenz. Dabei kommt ihm zugute, dass er als waschechter Ire seine Lieder im authentischen Tonfall und ohne deutschen Akzent interpretiert. Die Australierin Andrea begeisterte außer mit ihrem Gitarrenspiel und ihrer Moderation mit ihrem Temperament, das sie ständig in Bewegung hält – tanzend und singend Gitarre zu spielen ist schon für sich genommen eine sportliche und konditionelle Höchstleistung. Und Katja, die einzige Deutsche im Team, führte mit ihrer Bodhrán souverän durch alle Rhythmen.

So ungewöhnlich der Rahmen der Veranstaltung für einen Folk-Auftritt auf den ersten Blick auch scheint, so eng ist in Wahrheit die innere Verbindung. Gerade die evangelische Kirche war und ist immer eine singende Kirche gewesen. Ihr Liedgut griff in der Geschichte nicht selten Volksliedmotive auf, und umgekehrt befruchteten populäre Kirchenlieder die Volksmusik.