Besuch einer Folksession in Dresden – Peter Wachner  7.11.22

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Besuch der Folksession in Dresden

Vor einigen Wochen war ich auf Verwandtenbesuch in der Nähe von Dresden. Dort hatte die Gelegenheit genutzt und die Folksession besucht. Diese findet immer am letzten Donnerstag eines Monats ab 20 Uhr stattfindet. Dabei wurde ich mehrfach „überrascht“.

Der Ort

Die Session findet seit ein bis zwei Jahren an einem neuen Ort statt, im Stadtteil Strehlen im Süden von Dresden, genauer gesagt in der Mockritzer Straße 9. Das ist ein schmales altes Fachwerkhaus (siehe Foto), das gerade renoviert/saniert wird. Die ehemalige Nutzung ist mir nicht bekannt. Als ich mal auf Toilette ging, war dort neben der eigentlichen Toilette und dem Waschbecken auch noch eine Badewanne eingebaut. Das Haus war vorher also mal für Wohnzwecke genutzt worden, zumindest teilweise. Überraschung Nr. 1 also: keine Kneipe, kein Kulturzentrum, kein Gemeinderaum..

Teilnehmer

Mit mir waren wir acht Leute, alles Männer. Mir wurde aber glaubhaft versichert, dass auch zwei bis drei Frauen zur Session gehören, auch wenn sie nur unregelmäßig erscheinen würden. Dass wir an dem Tag nur Männer waren, sei untypisch und eher zufällig.

Organisiert wird das von ganze Andree Ströhla; einem kleinen, etwas untersetzt wirkenden Mann mit langen weißen Haare und langem weißen Bart und von unbestimmbarem Alter. Er ist ein ruhiger, gemütlicher Typ, der den Eindruck macht, dass er keiner Fliege etwas zuleide tun könnte.

Instrumente

Ja, die waren etwas ungewöhnlich (Überraschung Nr. 2): zwei Drehleiern, zwei Gitarren, zwei Bodhrans und je ein E-Bass und ein Keyboard. Die beiden letztgenannten Instrumente hatte ich zwar von außen bereits gehört. Drinnen waren sie von der Lautstärke her aber recht dezent. Der eine Gitarrist spielte hin und wieder auch etwas auf seiner Tinwhislte.

Ich hatte – vorsichtshalber – keine Geige, sondern eine Gitarre und ebenfalls eine Tinwhistle mitgebracht. Von einem Geiger wird ja meist mehr erwartet als von einer Gitarre. Meine Tinwhislte kam allerdings nicht zum Einsatz.

Repertoire

Es wurden keine Lieder gesungen, wie ich es vom ehemaligen Folkclub am Ith e.V. oder von der Resse-Session in der Gemeinde Wedemark (nördlich von Hannover) her kenne. Stattdessen wurden ausschließlich instrumentale Tanzmelodien gespielt (Überraschung Nr. 3). Wenn eine der Frauen da gewesen wäre, hätte sie, so Andree, sicherlich das eine oder andere Lied gesungen bzw. singen wollen.

Es ging quer Beet; Mazurka, Walzer, Schottisch, schwedische Polska etc. Der andere Gitarrist hatte auch einige ungewöhnliche Melodien „durchgesetzt“, u. a. zwei Stücke im 5/4-Takt, beide neuere Kompositionen, und eine Polska im 9/8-Takt (eigentlich auch ein 3/4-Takt, aber weil häufig Triolen vorkommen und die erste Viertelnote i. d. R. verkürzt wird, lässt sich das im 9/8-Takt besser notieren).

Weil ich die Stücke nicht kannte und auch keinen Notenständer dabei hatte, hatte der andere Gitarrist seinen Notenständer (oder einen weiteren?) vor mir aufgebaut, darauf ein kleines Notebook befestigt und mir jedes Mal das entsprechende Stück hochgeladen (Überraschung Nr. 4). Das nenne ich einen Service!

Es waren auch Stücke in F-Dur oder D-Moll dabei und eins, das zwischen G-Moll und G-Dur wechselte. Die bevorzugten Tonarten sind vermutlich durch die Begrenztheit der Drehleiern beeinflusst.

Drum-herum

Es standen Getränke bereit, alkoholfreie (Bier, Limo) und alkoholhaltige (Bier). Und auf einem großen Brett lag ein großes Brot mit einem großen Brotmesser bereit sowie ein Becher mit Schmalz und ein anderer Becher mit (… habe ich nicht probiert; aber trotzdem die Überraschung Nr. 5). Für die Finanzierung der Session sollte jeder Teilnehmer 2 EUR beisteuern; die 0,5 l-Flaschen kosteten 1,50 EUR und eine Bemme (sächsisch für „Butterbrot“) 1 EUR.

Das Ganze ist bis 23 Uhr angesetzt, war in meinem Fall aber früher fertig; die anderen haben dann sich ab 22:30 h noch weiter über diverse Themen ausgetauscht.

Fazit

Meine Befürchtung, dass ich der Session musikalisch nicht gewachsen sein könnte, war unbegründet. Mit einer Gitarre (und einem Capo) ist das aber auch leicht zu bewerkstelligen. Die Leute waren sehr nett und offen. Der andere Gitarrist war vielleicht ein kleines Bisschen zu aktiv (er und nicht etwa Andree schlug die meisten der zu spielenden Stücke vor). Dafür hat er mir mit den Noten treue Dienste geleistet. Essen und Trinken haben das ganze etwas aufgelockert.

Es war allerdings nicht leicht, mit dem Auto zu diesem Haus zu kommen. Mal waren es verbotene Einfahrten, mal waren es Einbahnstraßen, die mich in Richtungen zwangen, in die ich eigentlich nicht wollte. Auch mit einem Parkplatz war es in der Straße äußerst knapp. (Überraschung Nr. 6 und die einzige „negative“).

Insgesamt kann ich aber sagen: es hat sich gelohnt uns ist unbedingt wiederholenswert.

peter wachner  7.11.22