Weihnachtstanz Trollspolka & Majestenen – Peter Wachner
Weihnachtspolska der Trolle
Vor einigen Jahren hatte die Kalmar Spelmanslag (Verein der Spielleute in Kalmar, Småland) eine weitere CD herausgegeben. Sie trägt den Titel „Hundra procent Strömberg“ und enthält ausschließlich Stücke, die August Strömberg (1860–1847) gesammelt und für die Geige aufgezeichnet hat. Eines der Stücke heißt „Trollens julpolska under Maglestenen“ (deutsch: Tanz der Trolle unter dem Maglestein). Die hier wiedergegebenen Noten habe ich im Internet gefunden; das Stück ist aber auch im Buch „Småländsk Musiktradition“ von Magnus Gustafsson enthalten.
Der Titel macht neugierig. Wer oder was verbirgt sich hinter diesem „Maglesten“ (sten = Stein, Fels)? Im Internet gibt es eine Seite, die von zwei jungen Damen namens Annika & Mini erstellt worden ist. Das dort hinterlegte Foto (siehe nebenstehendes Bild) zeigt einen großen Felsblock neben einem Haus, das etwas außerhalb des Ortes Bäckaskog liegt, also in der Nähe von Kristianstad im östlichen Schonen.
Zu diesem „Maglesten“ gibt es drei Legenden bzw. mögliche Entstehungsgeschichten. Es bleibt den Leserinnen und Leser überlassen, welcher von ihnen sie den größten Wahrheitsgehalt oder auch den größten Unterhaltungswert zuschreiben.
Die erste Legende besagt, dass der Riese Finn über die erste in der Nähe erbaute christliche Kirche sehr verärgert war. Er schleuderte einen großen Felsblock nach ihr. Weil er nicht gut zielen konnte, verfehlte er die Kirche allerdings beträchtlich.
Einer anderen Legende nach nutzen die Trolle den Raum unter dem Stein als großen Festsaal für ihre Weihnachtsfeier. Dazu platzieren Sie den Stein auf vier goldene Säulen und tanzen die ganze Heilige Nacht hindurch. Das würde den schönen Namen der Polska erklären.
Der dritte Ansatz ist etwas weniger legendhaft. Danach haben die während der letzten Eiszeit nach Süden vorrückenden Eismassen den großen Felsen mitgebracht. Nach der Klimaerwärmung und dem Abschmelzen des Eises ist der Felsen einfach dort liegen geblieben, wo er sich gerade befand. Ein Findling also.
(11/2020 Peter Wachner)