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Tin Whistles aus Holz – geht das?

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Wie der Name sagt, wird die Tin Whistle grundsätzlich aus Metall hergestellt. Hauptgrund dafür dürfte sein, dass sie dadurch recht preiswert hergestellt werden kann und viele Leute auch aus einfacheren Verhältnissen sich ein solches Instrument leisten können.

Auch die heute gebräuchliche Querflöte wird fast ausschließlich aus Metall hergestellt. Früher war das anders. Während der Renaissance- und Barockzeit waren die Querflöten regelmäßig aus Holz. Insofern ist die Frage, ob eine Tin Whistle nicht auch aus Holz hergestellt werden kann, gar nicht so abwegig. Und in der Tat gibt es inzwischen einige Werkstätten, die das tun. Einen Überblick kann man sich auf der Homepage http://www.irishfluteguide.info/makers/ verschaffen. Die zielt zwar in erster Linie auf Querflöten aus Holz; einige der dort aufgelisteten Werkstätten bieten aber auch die Tin Whistle aus Holz an.

Ich habe inzwischen drei solche Exemplare zu Hause, von zwei verschiedenen Herstellern in England je eine aus Grenadill und von einem der beiden Hersteller eine weitere aus Rosenholz (auf dem Foto die ersten drei von links). Die Tin Whistles sind auf D gestimmt, haben die üblichen (nur) sechs Grifflöcher und haben einen Stimmzug. Da bietet es sich an, die mal miteinander zu vergleichen. Das Ergebnis ist natürlich sehr subjektiv und wegen der wenigen Exemplare nicht repräsentativ. Trotzdem lassen sich vielleicht einige grundsätzliche Schlüsse daraus ziehen.

Beginne ich mal mit den beiden Exemplaren aus Grenadill (african blackwood, das schwarze Holz, aus dem in der Regel die Klarinetten hergestellt werden). Beide Exemplare waren ungefähr gleich teuer. Trotzdem habe ich einige wichtige Unterschiede gefunden. Die eine hat einen kräftigen Ton, braucht dafür aber mehr Luft. Obwohl ich sie immer wieder probiere, ist sie auch nach vielen Monaten immer noch nicht richtig freigespielt. Sie klingt nach wie vor recht rau und unsauber. Die andere braucht weniger Luft und hatte schnell einen sehr klaren und reinen Klang. Sie ist von der Lautstärke her aber etwas bescheidener. Das war für mich beim Kauf aber nicht so wichtig.

Von einem der beiden Hersteller (Fred Rose in England, mit dem ich sehr zufrieden bin) habe ich mir später eine weitere Tin Whistle gekauft. Die ist aus Palisander (honduranisches Rosenholz) und sieht von der Form her genauso aus wie ihre Schwester aus Grenadill. Sie war auch genauso teuer und hat die gleichen Vorteile. Sie spricht sehr leicht an (braucht wenig Luft) und hat einen sehr reinen Klang. Auch in der Laufstärke ist sie eher etwas zurückhaltender. Dafür sieht das Holz mit seiner schönen Struktur ungemein schön aus.

Was ist nun das Ergebnis meiner Vergleiche? Auch ähnlich teure Exemplare können recht deutliche Qualitätsunterschiede haben. Es ist deshalb wichtig, einen guten Hersteller zu finden, der handwerklich wirklich gute Exemplare herstellt. Weil man Flöten aus hygienischen Gründen nicht so einfach ausprobieren kann, sind die Erfahrungen von zuverlässigen Freunden und Bekannten hilfreich. Aber auch die sind vielleicht geneigt, einen eventuellen Fehlkauf eher zu kaschieren als ihn offen zuzugeben.

Und zum Holz, da würde ich sagen, dass die Unterschiede vielleicht überschätzt werden. Die Lautstärke hängt wohl eher von konstruktiven Details ab, und der „Zielkonflikt“ mit dem Luftbedarf lässt sich nicht grundsätzlich auflösen. Wie in einem früheren Beitrag über Mandolinen vertrete ich die Meinung, dass ein guter Instrumentenbauer aus nur durchschnittlichem Holz gute Instrumente machen fertigen und umgekehrt das beste Holz in den falschen Händen zu keinen guten Ergebnissen führen kann.

Und der Vergleich mit meinen „traditionellen“ Tin Whistles? Klanglich gute Tin Whistles aus Metall sind immer noch günstiger zu bekommen als solche aus Holz. Sie sind etwas robuster und brauchen weniger Pflege (müssen  ja nicht regelmäßig geölt werden). Exemplare mit einem sehr guten Klang und einem kräftigen Ton gibt es in beiden Kategorien. Solche aus Holz sehen aber oft ungemein schön aus (siehe Foto Nahaufnahme). Das alles zusammen ist dann dem einen oder anderen der höhere Preis Wert.

(Peter Wachner, 06/2021)

Die Tin Whistle für den Urlaub    pw 

Im letzten Sommerurlaub waren wir nach vielen Jahren mal wieder mit Fahrrad und Zelt unterwegs. Dafür hatten wir uns East Anglia ausgesucht. Es ist mit Bahn und Fähre gut erreichbar, mit seiner hügeligen Landschaft nicht zu anspruchsvoll und gehört in Großbritannien zu den wärmsten und trockensten Gebieten. Die Zeit hatten wir so gewählt, dass wir mit dort wohnenden Bekannten das Ely Folk Festival besuchen konnten. Bei einer kleinen, informellen Session am Samstagabend  hätte ich mich gerne bei der einen oder anderen Melodie „eingeklinkt“. Da wurde mir ein großer Nachteil unseres Urlaubs klar. Radfahren und  Zelten erlauben es nicht, eine Geige, Mandoline oder gar Gitarre mitzunehmen.

Die junge Frau neben mir war wahrscheinlich nicht mit dem Rad unterwegs, hätte es aber sehr wohl sein können, denn sie spielte eine Tin Whistle. Da stand mein Beschluss fest: bei künftigen Radurlauben nach England werde ich ein solches leicht zu transportierendes Instrument mitnehmen.

Wieder zu Hause angekommen, stellte ich schnell fest, dass mein altes „Schätzchen“ meinen heutigen Ansprüchen  nicht mehr genügt. Es ist am Mundstück etwas  angenagt, klingt unsauber und „fiept“ in der zweiten Oktav recht unangenehm. Ich surfte etwas im Internet herum und stieß auf das Tin Whistle Zentrum (TWZ) mit Postanschrift in Westerholt. Das dort dargestellte vielfältige Angebot verwirrte mich zunächst mehr als dass es mir eine Orientierung gab. Aus Aluminium, Messing, Neusilber oder Kunststoff? In C-, D- oder Eb-Dur? Als kleinere Tin Whistle oder größere Low Whistle? Vom Hersteller A, B, C oder …? Bei den hinterlegten Klangbeispielen hörte ich keine großen Unterschiede heraus. Das kann an der Qualität der hinterlegten Dateien, aber auch an der Qualität meiner kleinen Lautsprecher liegen kann. Mehrmals kontaktierte ich Nicole Joseph, die Betreiber der Homepage, per Mail mit meinen zahlreichen Fragen. Die bekam ich mit einer bewundernswerten Freundlichkeit beantwortet, ohne dass ich je einen ungeduldigen Unterton herausgelesen hätte. Letztendlich entschied ich mich für eine gut mittelpreisliche, stimmbare Tin Whistle in D-Dur und kaufte mir dazu – als günstiges kombiniertes Starter-Set – den Teil II des von Andreas Joseph geschriebenen Tutor-Buchs „Tin Whistle Workshop“.

Aber zunächst zu meiner neuen Whistle. Mindestens drei Erwartungen hat sie erfüllt. Sie hat einen reinen Klang und intoniert sehr sauber. Das gilt auch und insbesondere für das (natürliche) C, das auf meiner alten Whistle immer recht schräg klang. Zum Zweiten braucht sie deutlich weniger Luft und kippt auch sehr leicht auf die zweite Oktave über, was zu Beginn eine gewisse Eingewöhnung erforderte. Und drittens „fiept“ die Whistle in der zweiten Oktave nicht mehr (auch wenn ich die zweite Oktave noch nicht vollständig hinbekomme). Eine Whistle in D ist eigentlich immer als erste angesagt, denn die meisten Melodien in England und Irland kommen mit einem oder zwei Erhöhungszeichen (= fis bzw. cis) aus.

Während eines früheren Urlaubs in Irland hatte ich mir den „Traditional Irish Tin Whistle Tutor“ von Geraldine Cotter (Ossian Publications) gekauft. Viel gearbeitet habe ich damit allerdings nicht, da bin ich ehrlich. Deshalb habe ich grundsätzliche Bedenken bezüglich solcher Do-it-yourself-Lehrbücher. Die Tin Whistle ist meines Erachtens ein Instrument, das man eher intuitiv lernt, vielleicht mit Unterstützung von jemandem, der schon etwas weiter fortgeschritten ist. Der Teil II von Andreas Joseph (Musikpädagoge für Trompete und Tin Whistle) hat aber für den, der sich die Grundlagen (wie auch immer) bereits beigebracht hat, einige Vorteile. Der Band konzentriert sich ausschließlich auf die Verzierungstechniken, die irische Melodien (und nicht nur die!) erst so richtig schön machen. Da ist für jeden Aspekt ausreichend Platz für Erläuterungen, Übungen und geeigneten Melodiebeispielen. Und er ist auf Deutsch geschrieben, was für manchen wichtig sein mag. Für den, dem zwei Bände nicht ausführlich genug sein sollten, gibt es von der irischen Flute- und Tin Whistle-Spielerin Mary Bergin ein auf drei Bände angelegtes „Irish Tin Whistle Tutorial“, von dem die ersten beiden Bände bereits erschienen sind. Alle hier genannten Lernhefte sind entsprechend dem heute üblichen Standard mit Begleit-CD(s) ausgestattet. Auf der TWZ-Homepage sind auch noch weitere Lernhefte genannt.

Was ich noch nicht herausbekommen habe, ist in welche Musikgruppe Andreas Joseph seine Tin Whistle-Künste einbringt. Das ändert aber nichts an der Nützlichkeit zumindest seines zweiten Bandes (den ersten Band kann ich nicht beurteilen). Und für meine künftigen Radurlaube in England oder Irland habe ich nun ein hochwertiges neues „Schätzchen“, mit dem das Spielen wieder Spaß macht und das ich bei Bedarf leicht mit dem Rad transportieren und im Zelt unterbringen kann.

(Peter Wachner 02/2014)