In der klassischen irischen Dichtkunst gab es keine Endreime,

die galten als primitiv, etwas, womit sich nur Barden abgaben, über die echte Dichter aber erhaben waren – (dass Barde auf Deutsch als Synonym für „Dichter“ gilt, ist einfach ein überaus peinliches sprachliches Missverständnis).

Es gab sehr komplizierte Versmaße, mit Binnenreimen, unterschiedlicher Betonung, es war eine hohe Kunst, die vor allem dem mündlichen Vortrag diente. Als die alte gälische Gesellschaftsordnung zusammenbrach, verloren die Dichter ihre Mäzene und ihre Kunst ging verloren. Ein Dichter schrieb im 17. Jahrhundert: „Wenn das so weitergeht, wird es in hundert Jahren in Irland keine Dichter mehr geben, sondern nur noch Barden.“ So kam es auch …naja, nicht ganz, denn die klassischen Gedichte wurden ja gesammelt und haben sich erhalten. „Spring mittenrein“ heißt eine CD von Daire Bracken und Lorcán MacMathúna, auf der sie Kostproben dieser Kunst vortragen. Es beginnt mit einem Gedicht, das der blinde Dichter Tadhg Dall Ó Huiggin 1588 schrieb, als Dank an seinen adeligen Gönner. Andere Texte sind von heute, einen hat Lorcán MacMathúna verfasst, „Captain Rock“ – in englischer Sprache, was zeigt, dass diese kunstvollen Reimformen auch in anderen Sprachen funktionieren. Zu jedem Lied gibt es im Beiheft ausführliche Erläuterungen, bei den irischen ist immer wenigstens ein Textauszug ins Englische übersetzt. Daire Bracken und Lorcán MacMathúna: Preab meadar, Foras na Gaeilge, www.preabmdr.com (GH)