Universitätsverlag Winter GmbH Heidelberg, 2021, gebundene Ausgabe, 234 S., 38, –, https://www.winter-verlag.de/ (GH)
Mythologisches Buch
Universitätsverlag Winter GmbH Heidelberg, 2021, gebundene Ausgabe, 234 S., 38, –, https://www.winter-verlag.de/ (GH)
Patrizia De Bernardo Stempel ist Italienerin, unterrichtet an einer spanischen Universität, schreibt auf Deutsch und forscht über keltische Sprachen – und aus ihren Forschungen ist das vorliegende Buch entstanden. Es geht um die immer in dreifacher Gestalt auftretenden Muttergöttinnen – finden wir hier letzte Auswirkungen eines uralten Matriarchats, später gekapert von der neuen Männerreligion und zum dreifaltigen christlichen Gott umfunktioniert? Hat sich die Verehrung der Muttergöttinnen heimlich bis in die Neuzeit gehalten, wofür Blumengaben an den noch vorhandenen Statuen sprechen (oder an deren Ersatz, da die Originale zumeist längst in die zuständigen Landesmuseen gewandert sind)? Solche Fragen lassen die Autorin nach eigener Aussage ziemlich kalt: Wir wissen es nicht. Ihr Buch trägt zusammen, was wir wissen, und das ist erstaunlich viel. Alle jemals aufgefundenen Göttinnenbilder dieser Art (in einem Gebiet, das ungefähr von Mittelspanien bis zum Niederrhein reicht) werden vorgestellt, mit Standort und Inschriften in vielen Sprachen: manchmal Latein, vor allem aber frühe Stadien der keltischen Sprachen, Vorläufer des späteren Althochdeutsch und Reste von indigenen Sprachen, über die wir nichts wissen und die deshalb auch nicht übersetzt werden können. Wer hat die Statuen aufgestellt, wer hat dort die mächtigen Mütter verehrt? Das sind überraschend oft Männer, römische Legionäre, die aus allen Ecken des Imperiums kamen und in ihren eigenen Sprachen den ihnen von zu Hause her bekannten Göttinnen huldigten. Viele Widmungen stammen von Frauen, die um Hilfe in allerlei Lebenslagen bitten. Die Beinamen der Göttinnen haben oft mit Tieren zu tun: „Mütter der Vögel, der Turteltauben, der Bienen.“ Häufig werden sie als die Gebenden bezeichnet, oder als die Hüterinnen des Besitzes, des Wassers, der Bäume, einer fernen Heimat oder des Ortes, wo die Statuen aufgestellt wurden. Oder gar der Dickleibigkeit, und die zuständige Göttin heißt Obelia (später dann offenbar zu Obelix vermännlicht …). Es ist ein sprachwissenschaftliches Werk, also benutzt die Autorin eine Menge Fachvokabular, was die Lektüre nicht immer leicht macht – aber es ist möglich, die Fachwörter einfach zu überfliegen, vielleicht ab und zu eins nachzuschlagen, und sich an der hier zusammengetragenen Menge an Informationen zu erfreuen. Patrizia De Bernardo Stempel: Muttergöttinnen und ihre Votivformulare. Eine sprachwissenschaftliche Studie.
Universitätsverlag Winter GmbH Heidelberg, 2021, gebundene Ausgabe, 234 S., 38, –, https://www.winter-verlag.de/ (GH)