REZENSIONEN KELTISCH + ENGL.

Danceperados . Whiskey – you are the devil!    www.danceperados.com Die CD bringt Feuer und Romantik, Tanz, Lied und Musik. Petr Pandula hat Micheal Donnellan als Choreographen und TänzerInnen gewonnen uhnd dazu Musiker und Studiomusiker engagiert. Hauptsängerin ist Geraldine McGowan, die durchs Folkmagazin lange bekannt ist. Die Tänzer sind auf der CD zwar nicht zu sehen, dazu gibt es die Touren. Und auf der CD sind ihre herrlichen Cloggingkünste zu hören. Es ist zu hören, wie die irische Post abgeht. Irland hat ja die Größe, dass Tradition und Gegenwart in Tanz und Musik verschmelzen und ohne Patina weltweit mitreißen. Hier gab es nicht die Traditionsbrüche wie in Deutschland. Und die Musik trägt bis heute zum Selbstbewusstsein und zur Identifikation vieler Iren und Irenfans bei.  Band und Tänzer touren jährlich durch Deutschland. Wer die CD gehört hat wird es sich wünschen, zweimal jährlich bei einem der Auftritte der Danceperados dabei zu sein. 

Planxty ***** One Night in Bremen . mig-music.de . Andy Irvine, Christy Moore, Liam O‘Flynn, Donal Lunny und Matt Molloy sind aus der   europäischen Folkszene niccht wegzudenken. Sie flöten, zimbeln, klampfen und  röhren seit über 40 Jahren zum Genuss der Folkies der Welt.  Immer neue Impulse und Einfälle immer neue Stücke und alte in fetzigem Tempo seit 1978 zählen sie zu den beliebtesten Folkbands überhaupt. Die CD wurde beim legendären Aufrtritt der Planxties 1978 in bremen aufgenommen und ist eine Spitzenaufnahme in bestechender Klangqualität gematert von Tim Martin und Andy Irvine ertmals als CD.

Luka Bloom . Refuge . www.pinorrekk.de  Luka füllt mit Stimme und sagenhaftem Gitarrenspiel die größten Säle. Er spricht für sich selbst über seine Lieder: „…Songs können Menschen unterhalten, interssant oder beruhigend sein. Manchmal können sie auch einfach nur Spaß machen…“ Er empfand Lärm, Wut und Verwirrung und Angst. Einfachheit dagegen als Schlüssel. Dieses Gefühl ließ ihn die Lieders dieses Album schreiben. Ruhig, entspannt, träumerisch und zärtlich.  Von Leonard Cohen ist das dazu passender Lied „In My Secret“ dabei.  Wer Luka einmal gehört hat, könnte ihm verfallen, ihn zu seinem heutigen Lieblingssänger wählen . Er war gerade im April auf großer West-Deutschlandtour von Nürnberg bis Hamburg und in Leipzig in 12 Städten und in der Moritzbastei, der Laboratorium, der Fabrik, Das Album wird  in Deutschland veröffentlicht. Bei den Auftritten gab es zusätzlich zur CD viele seiner berühmten Stücke.

Wenn eine Band Crashandoh heißt, rechnen wir mit Klamaukmusik, auch wenn sie ihre CD „Die Ruhe vor dem Sturm“ nennen. Aber es kommen angenehme (ruhige) Überraschungen. Die Knaben um den Akkordeonnisten (und Konzertveranstalter) Ralf Weihrauch können auch langsam, das beweisen sie mit dem Instrumental „In Eireann nach neosfainn cé hí“. Wie so viele Bands mit irischen Interessen derzeit haben sie viel Clancybrothers gehört, (gleich das erste Stück, „Isn’t it grand, boys“ ist der Beweis), und wir liegen sicher nicht falsch, wenn wir unter den Vorbildern des Sängers Ralf W den legendären Noel Murphy wähnen – 2 Sekunden „McAlpine’s Fusiliers“ gehört, und alles ist klar. Wir hören also Gutes und Bekanntes, Schnelles und Langsames, gesungene und instrumentale Stücke, und sie beweisen durchaus Mut, wenn sie sich sogar an Sweeney’s Men-Klassikern versuchen („Sally Brown“). Kurzum, eine CD, auf der viel los ist, und die man gut und immer wieder hören kann. Und doch scheint sie nur ein schwaches Bild davon zu geben, was los ist, wenn Crashandoh live so richtig loslegt. Crashandoh: The Calm Before the Storm, http://www.ralfweihrauch.de/ (GH)

Online-Zeitschrift. „The Journal of Music“ heißt eine empfehlenswerte Online-Zeitschrift, Chefredakteur ist Toner Quinn, der außerdem Musiker ist (er tritt oft zusammen mit dem anderswo hier im FM energisch empfohlenen Malachy McKenna auf), und der früher bei Cló Iar-Chonnacht gearbeitet hat, in den alten Zeiten, als es noch „Iar-Chonnachta“ hieß. Als er die Zeitschrift gründete, erschien sie als Papierausgabe, mit wunderschönem Lay-out, und viele alte Fans bedauern noch immer, daß das also nicht mehr der Fall ist. Das Journal bringt nun jede Woche Neuigkeiten aus der Welt der Musik, wobei das Schwergewicht auf Irland liegt, klar, aber nicht auf irischer Musik (so wie wir diesen Begriff vielleicht verstehen), sondern auf Musik in Irland. In dieser Woche z.B. viel über das Schostakowitsch-Festival in Cork oder den Auftritt des norwegischen Pianisten Leif Ove Andsnes in Dublin, wo er Débussy, Sibelius, Beethoven und Chopin spielen wird. Wenn man sich über „neue Musik“ (also die Musikstile, die bei den Tagen der neuen Musik in Donaueschingen vorgestellt werden) in Irland informieren will, ist das Journal of Music erste Anlaufstelle – dass neue Musik in Irland stark vertreten ist, ist hierzulande ja so gut wie nicht bekannt – und dabei hat Frank Corcoran, einer der bedeutendsten zeitgenössischen irischen Komponisten, viele Jahre in Hamburg gelebt“ . Aber auch irische traditionelle Musik kommt nicht zu kurz, und jede neue Ausgabe liefert eine Menge von Rezensionen, Links, Konzertberichten, theoretischen Artikeln und Portraits. Das Journal of Music kostet gar nichts im Abo, man bekommt dann immer die jeweils neue Ausgabe. Der Zugang zu dem reichhaltigen Archiv allerdings kostet. Mehr auf der Website http://journalofmusic.com/ (GH)

{slider Historische Aufnahmen. Delia Murphy (1902 – 1971)|closed}Sie sang irische Lieder, als sie in Irland kaum jemand hören wollte, doch da sie ihren Mann, einen Diplomaten, in viele Länder begleitet, sang sie eben dort, wo immer sie Landsleute traf. Ein Querschnitt durch ihr Repertoire ist jetzt auf CD zu haben, erstaunlich hoch die Qualität der 70 bis 80 Jahre alten Aufnahmen. Erstaunlich auch der Gesangsstil, mit gewaltig gerolltem R und vom Theater beeinflußter Atemtechnik klingt sie manchmal wie Marlene Dietrich im „Blauen Engel“, (aber so sangen sie damals eben).
Sie singt freche Music-Hall-Lieder, die damals in Irland verpönt waren, Rebellenlieder, Liebeslieder, manches heute vergessen, vieles später von den neuen irischen Gruppen bekannt gemacht (wie „The Roving Journeyman“ , „Lowlands of Holland“, „Reynard the Fox“). Ein großes Hörerlebnis, eine spannende Begegnung mit einer großen Sängerin.
Delia Murphy: If I were a blackbird. Whitehound Music, WHM01CD, www.deliamurphy.com  (GH)

{slider Gavin Whelan}… ist ein irischer Instrumentalmusiker, Ex-Mitglied von Dál Riada, er hat ein Buch mit seinen irischen Lieblingsmelodien veröffentlicht und legt nun seine vierte Solo-CD vor. Auf dieser reinen Instrumental-CD spielt er Tin Whistle und Uilleann Pipes, im Hintergrund, sehr dezent, so daß unsere Aufmerksamkeit nicht von Gavin Whelan abgelenkt wird, spielen mehrere KollegInnen Geige, Gitarre und Keyboards. Einige Stücke auf dieser CD sind eigentlich Lieder, deren Melodie ihm aber so gefiel, daß er beweisen wollte, daß sie keinen Text brauchen („The Emigrant’s Farewell“ oder „Iain Chlinn Cuaich“), andere waren immer schon reine Instrumentalstücke, wie die Klage um die eroberte Stadt Limerick, „Marbhna Luimnigh“ (einst berühmt gemacht von Seán Ó Riada), und um uns alle zu Tränen zu rühren, endet die CD mit einer Instrumentalversion von Robert Burns‘ „Ae fond kiss“ – was soll man sagen? Einfach genial!
Gavin Whelan: Catch the Air. Traditional Slow Airs, Cló Iar Chonnacht, cICD 194, www.gavinwhelan.ie  (GH)

{slider Niamh Ní}Begabte Nichte: An ihren Onkel Pádraig Ó Carra wurde im FM kürzlich ausgiebig erinnert, die Nichte Niamh Ní Charra legt nun ihre neue CD vor und zeigt, daß das Familiengenie sich an sie vererbt hat. Niamh Ní Charra spielt Geige und Konzertina, singt dazu wie ein Engel, und sie hat für „ Cuz“ eine Menge hochkarätige Unterstützung gewonnen, der bekannteste Gehilfe hierzulande ist sicher Mick Moloney, in grauer Vorzeit Mitglied der Johnstons. Er spielt Banjo und war sozusagen der Pate des Projekts, denn er hat seine junge Kollegin Niamh mit der Musik von Terry Teahan, genannt „Cuz“, bekannt gemacht. Cuz kam aus der irischen Landschaft Sliabh Luachra, ging1928 nach Chicago und hielt dort bis zu seinem Tod 1989 die musikalischen Traditionen seiner Heimat am Leben. Auf einigen Aufnahmen der CD hören wir zu Anfang seine Stimme. Auf der CD hören wir Polkas, Walzer, Slides und Reels, dazu das wunderschöne Lied „Is ar Eirinn ní naosfainn cé hí“ über verbotene Liebe, weshalb der Name der Geliebten nicht genannt werden darf. Cuz Teahan hätte sich sicher kein prächtigeres musikalisches Denkmal wünschen können, und Niamh Ní Charra stellt erneut unter Beweis, daß sie ihren legendären Ruf in der derzeitigen irischen Folkszene absolut verdient hat.
 Niamh Ní Charra: Cuz, Imeartas Records, IMCDoo4, http://www.niamhnicharra.com  (GH)

{slider Brian Hughes}… kommt aus Athy im Co. Kildare und spielt Whistle und Uilleann Pipers, letzteres im Moment eher theoretisch, auf dieser CD beschränkt er sich auf die Whistle. Was wahrlich ausreicht, denn er ist ein Virtuose, der seinem Instrument eine ungeheure Reichweite an Klängen entlockt. Es ist seine zweite CD für CIC, und er hat sich Verstärkung geholt durch bekannte Kollegen wie Seán McElwain (von Téada) und Donnchadh Gough (von Danú). Auf der CD finden wir Reels, Jigs, Polkas, Märsche, und ganz langsame, traurige oder nachdenkliche Sachen, wie das bekannte „Táimse im Chodladh“ und „Slán le Máigh“, weniger bekannt, vor 300 Jahren verfaßt von einem Dichter, der wegen seiner für unsittlich gehaltenen Lebensweise aus seinem Heimatdorf vertrieben wurde. Dazu gibt es auch einen Text, und nur das ist ein Grund, warum es schade ist, daß wir eine reine Instrumental-CD vor uns haben. Ansonsten ist die Musik einfach wunderschön und sehr variiert. Wie immer bei CIC gibt es ein Beiheft mit einer Fülle von Information zu jedem Stück und vielen Fotos.
 Brian Hughes: The Beat of the Breath, CIC 192, www.cic.ie  (GH)

{slider Brendan Monaghan:}Wäre schön, wenn jetzt alle nickten und sagten, ja, Brendan Monaghan, toller Typ, her mit der neuen CD. Aber ich fürchte, er ist hierzulande noch lange nicht so bekannt, wie er es verdient hätte. Er kommt trotz seines Namens aus Donegal, und diesem County scheint seine ganze Liebe zu gehören, wir hören es in seinem Lied „Homes of Donegal.“ Aber zuerst kommt das dramatische „Twas only a lie“, wo der Liebhaber der genervten Frau einzureden versucht, es sei alles nicht so böse gemeint gewesen. Seinen Hang zu leisem Spott beweist der Künstler, indem er das Stück mit der Melodie von „Buachaill on Eirne“ beginnen lässt, als wollte er sagen:
„So sind wir eben, wir irischen Knaben“. Das nächste Lied hat dann Country-Einflüsse, darauf folgt das einzige nicht von ihm geschriebene Stück der CD, „I love how you love me“, und bei ihm klingst es viel leidenschaftlicher als bei Paul und Barry Ryan. So jongliert er mit den Stilen, steht aber immer mit einem Bein in der irischen Tradition. Er spielt Gitarre und Bodhrán, wird begleitet von Geige, Schlagzeug, Flöten und Banjo und ab und zu singt Stella Roberts die Backing Vocals. Wer Brendan Monaghan noch nicht kennt: Der Mann ist eine Entdeckung!
 Brendan Monaghan: Never too late to come home. Brambus Records, www.brendanmonaghan.com  (GH)

{slider Fast eine Festschrift}… ist Nr. 3 in der, wie Hrsg. Eberhard Bort sagt, lockeren Trilogie über Hamish Henderson (Band 2 wurde im FM ja hochgelobt).
Im neuen Buch steht Hamish Henderson noch viel mehr im Mittelpunkt, alte Weggefährten haben Beiträge geliefert, zu unterschiedlichen Themen und von unterschiedlicher Qualität. Maurice Fleming, in derselben Straße geboren, erzählt über die Kindheit des vaterlosen Hamish, der dann auch seine Mutter sehr früh verlor. Belle Stewart berichtet von der Bedeutung, die seine Sammeltätigkeit für ihre Familie hatte, der Dichter Hayden Murphy erzählt uns ausführlich, dass er ein guter Freund von Hamish war, ansonsten ein ganz toller Typ ist und überhaupt alles kennt, was Rang und Namen hat – während der Historiker Owen Dudley Edwards ausgehend von Texten von Hamish Henderson eine brillante Analyse von Kampfliedern bringt, die oft gar nichts dafür können, daß sie zu solchen geworden sind (z.B. das von den Orangemen in den Six Counties so gern geschmetterte „The Sash my Father wore“), allein sein Essay lohnt schon die Anschaffung des Buches. Und das sind nur einige der Themen, dazu gibt es viele Fotos, und daß nicht alle Beiträge gleich hohe Qualität halten, übersehen wir dann doch gern.
Eberhart Bort (Hrsg): At Hame wi‘ Freedom, Grace Note Publications, www.gracenotepublications.co.uk , 219 S. ca. 16 € (GH)

{slider Thema Hamish}Ein weiteres schottisches Buch zum Thema Hamish ist reichlich alt und vergriffen, muss aber unbedingt noch mal erwähnt werden, wer es nicht gelesen hat, sollte Antiquariate durchforsten, aber es wird auch energisch daran gearbeitet, eine Neuauflage zu ermöglichen. Hamish Imlach hat seine Autobiographie 1992 veröffentlicht, sie heißt nach einer Zeile aus seinem bekanntesten Lied, und ist voller Erinnerungen an das schottische Folkrevival, aber auch an die Zeit davor, z.B. Kindheit in Kalkutta (jeder Schritt begleitet von einheimischen Bediensteten). Beeindruckend, welche Mengen Alkohol zu Revivalzeiten konsumiert wurden, in heutigen Zeiten würde niemand danach noch einen klaren Ton spielen können. Aber nicht nur Alkohol, alle Arten von Drogen, die damals noch nicht verboten waren, spielen eine Rolle. Was nicht heißen soll, daß hier der Rausch propagiert wird, Hamish berichtet, wertet nicht, er berichtet witzig und mit viel Scharfblick und aus vielen Ländern, Dänemark, Deutschland, Irland (wo er einmal fast Mitglied der Dubliners geworden wäre), die Falklands gleich nach dem Krieg.
Er hat ungeheuer viel zu erzählen und tut es auch. Und falls jemand nach dem Artikel im FM 308 mehr über Josh Macrae wissen will, der spielt eine große Rolle als Mentor des jungen Hamish. Hamish Imlach: Codliver Oil and the Orange Juice.
Reminiscences of a Fat Folk Singer, Mainstream Publishing, Edinburgh, hoffentlich bald wieder lieferbar. (GH)

{slider Brian McNeill}… , Exmitglied der Battlefield Band, Geiger, Sänger und Songschreiber, ist seit 40 Jahren einer der Größten der schottischen Folkszene. Dass er auch als Autor brilliert, ist hierzulande noch nicht so recht bekannt. Nach zwei Krimis, in denen der Straßenmusiker Alex Fraser ermittelt (der dritte erscheint in wenigen Monaten), hat Brian McNeill jetzt eine neue Heldin. Sammy Knox soll in ihrem ersten Fall eine gestohlene Pythonschlange zurückholen, die eine hochadelige Stripperin unbedingt zu ihren spektakulären Auftritten braucht. Sammy ist im Nebenberuf Hexe und kann sich in eine Katze verwandeln. Das kann sehr praktisch beim Ermitteln sein, aber auch verdammt unangenehm – denn Pythons essen ja zwischendurch gern mal eine Katze. Und das ist nur eine der vielen Gefahren, die auf Sammy lauern. Auch mit Sammy Knox soll es weitergehen, der nächste Band ist, laut Autor, zu einem Viertel fertig.
Brian McNeill: In the Grass, Author House, www.authorhouse.com , isbn 978-1-4678-8458-7, ca. 12 €, (GH)

{slider Zum Entdecken}Die Zeitschrift Superbastard wird zusammengestellt von Benedikt Maria Kramer, der in der neuen Nummer selbst auch als Dichter mit Liebe zu Schottland auftritt. Superbastard ist vor allem eine Literaturzeitschrift, aber Lieder sind ja auch Literatur, und so finden wir durchaus Dinge, die sich vertonen lassen oder schon vertont sind, z.B. eine deutsche Fassung von «Die Reise», das Bobby Sands zur Melodie von The Irish Rover schrieb. Die deutsche Nachdichtung stammt von Ni Gudix, ein Name, den wir uns merken sollten, sie schreibt auch selbst absolut überzeugend und ist im neuen Superbastard zudem mit einer ausführlichen Rezension von Woody Guthries «Dies Land ist mein Land» vertreten. An der deutschen Übersetzung dieses Klassikers lässt sie übrigens kein gutes Haar, nicht immer sind ihre Gegenargumente total überzeugend, z.B. dann, wenn sie Verbesserungsvorschläge macht, die in allen, die den Berliner Dialekt nicht ganz so toll finden, nur heftigen Würgreiz auslösen können, aber lohnend ist die Auseinandersetzung mit ihren Kritikpunkten allemal. Das sind nun aber nur wenige von den interessanten Dingen, die sich im neuen Superbastard finden lassen. www.superbastard.de  (GH)

{slider Seldom Sober Company – Music From The Barnyards (2012)}2012 hat sich das Quartett mit einem längst überfälligen, wohnzimmertauglichen Silberling zurückgemeldet und konterkariert mit ebendiesem neuerlich den eigenen Namen. Gemäß der eigenen Benamsung müsste das Kollektiv nur in Ausnahmefällen nüchtern anzutreffen sein, was durch die musikalische Inszenierung eindrucksvoll ad absurdum geführt wird. Kein Lagerfeuergitarrengeschrammel, keine intonationstechnisch in Sekundenverzug sich vor Trillern überschlagende Fiddle, kein strikter Strophe-Refrain-Ablauf, kein stereotyper Bass – wer die erlogene Benamsung der selbsterkorenen Trunkenbolde für bare Münze nimmt, wird von der quasi-klassischen Akkuratesse fasziniert sein. Mit Kontrabass, Banjo, Gitarre, Dudelsack und Fiddle sind die Hallenser eher traditionell bestückt und kultivieren im Sinne ihrer instrumentellen Ausstattung beinahe puristischen Irish Folk.
 Nur zwei der zehn Titel stammen aus eigener Feder, indes mit „Poor Paddy On The Railway“, „I’m A Rover“ und „Mac Pherson’s Lament“ aus dem schier unerschöpflichen Fundus der sogenannten irischen Klassiker geschöpft wird. Erstgenannter Titel eröffnet die Scheibe mit einzig sparsam begitarrierten Sologesang in wohlbetonter Langsamkeit – bis ein Tempobreak den illustren Reigen der Instrumente eröffnet. Mandoline und Geige ergänzen einander im Unisono-Einklang, der Bass walkt ruhig durch die Takte, indes Gitarre und Gesang sich gern enthusiastische Tanzermutigung erheben. Beinahe schmerzlich vermisst der rhythmusaffine Hörer das Hinzukommen eines Schlagzeuges, das ihm bis zum Ende der CD strikt verweigert wird.
Das Set „Jenny’s Wedding / Rakish Paddy / The Wind That Shakes The Barley“ eröffnet mit dem bedrohlichen Moll der Gitarre, die Geige säuselt sphärische Flageoletts, indes Alan Dohertys gastmusische Flöte, um das Banjo angereichert, kaum merklich von den eingangs erklingenden Akkordmodulation in die Melodie des ersten Stückes überführen. Und so umspielen Violine, Banjo und die Flöte einander in oktavierter, melodiöser Gleichartigkeit. Das vermeintlich alkoholisierte Musikerkonglomerat steigert gen Ende des dritten Stückes das Tempo – und neuerlich täte die Hinzugabe eines wie auch immer gearteten Trommelschlages dem Gesamtklang mitnichten einen Abbruch.

Barnyards Of Delgaty„, in dem insbesondere die Violine mit voluminösen Doppelnoten und verschmitztem Melodieaugenzwinkern in das akustische Auge fällt, überrascht durch den wohlfeilen Gesang zwischen der tiefen Frontstimme Nico Schneiders und der klaren Zweistimmhinzugabe Toni Geilings in countertenorartigen Tonhöhen. Im vierten Titel meldet sich auch endlich der Dudelsack zu Ton. Melodiöse Adäquatheit birgt nicht selten die Gefahr des intonationstechnischen Unbehagens in sich, das bisweilen mit Hinblick auf den Nur-Folklore-Status weggelächelt wird. Die Hallenser indes kultivieren eine folkloristische Spielart in beinahe klassischer Gewandung.
Und so setzt sich die musische Reise fort: Zwischen leisen und lauten, melancholischen und verschmitzten Interpretationen kleidet die Seldom Sober Company Wohl- und Wenigerbekanntes in eigene Klangwelten. Fernab der gegenwärtigen Off-Beat-Zerhacke-Nivellierungserscheinungen erbringt „Music From The Barnyards“ den Beweis, dass technische Versiertheit und folkloristische Wege nicht per se zweierlei sein müssen. Tanz- bzw. bewegungsaffinen Hörer dürfte bisweilen eine starke Rhythmusgruppe vermissen. Als sanfte Folklore zum Mitmachen und Lauschen eignet sich der Silberling jedoch vortrefflich – und als richtungsweisendes Qualitätssiegel für die Folkloreszene ohnehin. (m)

{slider Ein ganz besonderer Link:}http://www.magnetic-music.com/ChristieBooksWP/2013/07/7183/ – Der schottische Autor und Aktivist Stuart Christie hat auf seiner Website schon häufiger musikalische Juwelen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht (vgl. FM 308 über Josh Macrae), und das neueste ist wahrlich eine Überraschung. Der Anarchist John Olday singt deutsche Lieder – nicht nur, aber „Dat du min Leevsten büst“ ist ebenso vertreten wie „Rose weiß, Rose rot“ und noch andere. Bei den englischen Liedern gibt’s eine englische Version von „Dat du min Leevsten büst“ und „Dance, Dance, Quieselchen“ („Quieselchen“ also nicht übersetzt), das alles aufgenommen vor Jahrzehnten in einem Londoner Zentrum für ehemalige Spanienkämpfer. John Olday wurde 1905 geboren, ob in London, Hamburg oder New York, ist ungeklärt, er starb 1977 in London, er wuchs in Hamburg auf, was sicher seine Vorliebe für plattdeutsche Lieder erklärt, war Spartakist, wurde aber wegen seiner „anarchistischen Abweichungen“ aus der Partei geworfen, machte sich einen Namen als Zeichner und Autor von zeitkritischen Kabarettstücken, lebte einige Zeit in der schwulen Subkultur Hamburg, engagierte sich im Kampf gegen die Nazis als Autor und Zeichner und konnte 1938 nach England entkommen. Das war natürlich nicht das Ende seiner Aktivitäten, mehr auf Stuart Christies Website, wo es, wie gesagt, jede Menge zu entdecken gibt. (GH)

Blackmore’s Night ~ Dancer And The Moon (2013) VÖ: 14.06.2013 / Label: Soulfood Music / Vertrieb / Kontakt: wilde+schneider ( daniela.wilde@wildeschneider.de )
Unlängst haben MUMFORD & SONS mit BABEL ein astreines Album abgeliefert, das nur eines nicht ist: etwas Neues! Gestandenen Bands hängt nicht selten das Manko an, dass der gefundene Stil zu wenig modifiziert wird bzw. modifiziert werden kann, da dem die vermeintliche Erwartungshaltung der Fans zuwiderläuft. Nun gehören BLACKMORE’S NIGHT durchaus auch zum (positive konnotierten) Establishment unserer Musikszene und sehen sich auch ebd. Erscheinungen ausgesetzt. Dass ihnen mit DANCER AND THE MOON kein Siebenmeilenstiefelsprung gelingt, heißt jedoch nicht, dass der neue Silbering in der bisherigen Diskographie untergeht.
I Think It’s Going To Rain Today, eröffnet das 13 Titel und über 53 Minuten fassende Album. Mit vornehmer Zurückhaltung und stehenden, leicht angezerrten Gitarreneinzeltönen wagt der Opener die Eröffnung des musischen Reigens. Und indes Candice Night beinahe spruchformalhaft das „I Think It’s Going To Rain Today“ wiederholt, bricht aus der klanglichen Zurückhaltung mit der Wucht von Bass, Schlagzeug und Keys-Klängen das instrumentale Gewitter los. In bester Blackmore’s-Night-Manier funktioniert das Prinzip Intuition bereits beim zweiten Refrain – so dass sich das Mitsingen fast von allein Bricht, ehe noch Ritchie Blackmore zu einem solistischen Akt ausbricht. Und während Ritchie die Gitarre in einem Lauf fast nicht enden lassen will, liebsäuselt Candice weiterhin ins Mikrofon. Der zweite Titel, Troika, knüpft nahtlos an dieses Schema an. „Mutter Russland“ erfährt einen Tonartwechsel, der sich ebenso nebenbei einstellt, wie der Drang sich dem händeklatschenden Lalala anzuschließen, um hernach mit einem wuchtigen „Hey“ das Stelldichein zu beenden. The Last Leaf, der Folgetitel, stimmt verhaltenere Töne an. Und während noch die Flöte im sanften Wechsel zwischen melodiöser Gleichartig- und Unterschiedlichkeit den glockenklaren Gesang umwirkt, zeugen Vokalterzen vom popesken Duktus, der dem gesamten Album anhaftet. Selbst die unverzerrte Gitarre unterwirft sich dem anheimelnden bis melancholischen Nachgeschmack.
Mit Lady In Black wartet das Album mit einem namenhaften Cover auf, das – so jedenfalls das Booklet – den Musikern auf einer Fahrt durch Deutschland zum ersten Mal ins Ohr kam. Der im Original eher mit fader Monotonie versehene Refrain gewinnt bei BLACKMORE’S NIGHT insbesondere durch die Vielstimmigkeit an vokalem Gewicht. En passent werden die Tonarten gewechselt, indes insbesondere die Gitarre, vom Clean- zum typischen Blackmore-Sound wechselend, für stilistische Vielfalt sorgt, um schlussletztlich in einer wispernden Abschlussstrophe und Flageoletts zu verenden.
Und so setzte DANCER AND THE MOON seine musikalische Reise unter dem nächtlichen Himmel fort. Das Zusammenführen mittelalterlicher Instrumente und moderner Klangfarben ist mitnichten ein Novum dieses Albums von BN und dennoch kleidet es insbesondere die Instrumentalstücke immer wieder überraschend. So gelingt BLACKMORE’S NIGHT neuerlich ein Brückenschlag zwischen folkloristischen Klängen und Elementen des Pop. Wer die Vorgängeralben geschätzt, wird auch diese Scheibe lieben. Die Hoffnung auf grundsätzliches Neues bleibt jedoch auch dem aufmerksamen Hörer verwehrt.

{slider Cara 10 Jahre!}Horizon / www.artes-konzertbuero.de
Wieder eine Superplatte von Cara bei artes und keltischen Stücken. Die Neubesetzung hat Cara noch weiter verbessert. Die beiden Frauen der Band Gudrun und Kim zwitschern wie Lerchen. Die Gastmusiker Dapper + Wachter reißen mit. Und das Piano mit Kim Edgar ist Extrasahne.
Die Mixtur der Scheibe ist wieder so gut gewählt, dass Stimmung aufkommt. Es groovt, träumt und schwingt in Arrangements mit herrlichem Auf und Ab. Die Freude der Muikanten überträgt sich auf die Hörer. Es ist zu spüren, dass im Kreis der Musikanten Freunde und Freundschaft zusammen kommen. Caras CD Horizon zählt zu den deutschen Spitzenveröffentlichungen in diesem Jahr. (h)

{slider The Piper and the Púca Strange Goings on}Märchen – Musik CD von Mick Fitzgerald, Gabriele Haefs und dem Ralf Weihrauch Trio
www.hidden-tracks.de / www.mickafitzgerald.com Schöne Elfenmusikstücke vom Trio und Mick Fitzgerald wechseln sich mit Märchenlesungen auf Englisch ab, die der Liedermacher und Schauspieler Mick auf Englisch vorträgt. Die Texte der Lieder sind im beibuch darsgestellt, Die Elfenmärchen als „Volskgeschichten“ wurden gesammelt und schon 1890 gedruckt. Die Märchen kommen aus Irland und Schottland und haben Verbindungen zu Märchen, die auch in Deutschland aufgeschrieben wurden. Mick Fitzgerald ist ein wunderbarer Vorleser.Er versteht es, die Märchen so zu erzählen, dass die verschiedenen Rollen stimmlich von ihm dargestellt werden. Es gibt jetzt auch deutscher Übersetzungen der Märchen von Gabriele Haefs. unter dem gleichen Namen. Die CD ist musikalisch und sprachlich etwas besonderes geworden, das sowohl zum Genuss einlädt, sondern auch zum Englischlernen anregt. Deshalb ist diese CD doppelt zu empfehlen. Das Cover wurde von Kilian Basler gestaltet.

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