REZENSIONEN AKUSTIK DIVERSE

Harri Stoika – Salut to Jimmy Hendrix

Die CD lässt mich etwas unschlüssig zurück. So sehr, wie ich mich auch gefreut habe, mal wieder eine Erinnerung an den alten Meister in die Finger zu bekommen, bleibt letztenendes dann doch ein etwas fades Gefühl beim Hören dieser CD.

Klar zu erkennen ist der Einfluss von Hendrix, aber nach meinem Gefühl ist hier ein wenig zu sehr kopiert worden, Kreativität im Umgang mit dem Material finde ich kaum, der Gesang wirkt ein wenig, als wollte Harri den Stil von Hendrix imitieren. Solche Vorhaben gelingen selten, wirken meist, so auch hier, ein bisschen wie  Abklatsch. Richtig schlecht ist das hier nicht, aber eben auch nicht so richtig gut. Ansonsten ist der Sound schon einigermaßen dem der hendrixschen Produktionen vergleichbar.

Die Gitarrenimprovisationen sind nach meinem Gefühl ein wenig zu oft einfach nur gniedelig, was so dem Können des Vorbildes nicht ganz gerecht wird. Weniger Highspeed-Gitarrenlinien und etwas mehr melodiöses wäre Jimmy eher gerecht geworden.

Auch gibt es ein paar Stellen mit kleinen Ungenauigkeiten in Rhythmik oder Timing, die das Gesamtbild aber nicht groß beeinträchtigen und auch beim Schnitt passiert sein können,d die Aufnahmen wirken auf mich aber trotzdem ein wenig steril.

Vielleicht liegt es daran, dass zu viel mit Overdubing bzw. Playback gearbeitet wurde/werden musste, da Harri sowohl Gitarre als auch Bass eingespielt hat. Derartiges bekommt dieser Art Musik selten gut.

Möglicherweise bin ich jetzt ein wenig zu kritisch an die Sache rangegangen, weil meine Erwartung zu hoch war, was eben oft zu Enttäuschung führt.

Galilieo GP 011

(v-zero)

Olaf Sickmann – Slow (2015)
Nach „New Living Room“ (2013) setzt Olaf Sickmann seinen stilistischen Werdegang auf sechs Stahlsaiten und kultivierter Monophonie fort und präsentiert ein Album aus einem Guss. Indes frühere Alben – so Sickmann – eher eine Zusammenfassung von Stücken unterschiedlicher Zeiten darstellten, zeigt sich der 2015er Silberling nun umso geschlossener. Binnen eines halben Jahres hat der Komponist nicht nur die 13 Titel des Albums geschrieben sondern präsentiert mit der CD auch ein 29-seitiges E-Book (Noten / Gitarrentabulator) zum Nachspielen seiner Melodien. Sickmann umwirkt die alltagsbenamsten Titel mit wohlfeilen Melodien, die ebenso eingängig wie nachhaltig nachklingen, und vor allem von der Kunst des Wenigen zeugen. Freunde überbordender Großformationsklänge dürften mit dem Album bisweilen wenig anfangen können, wer indes die Kunst des ästhetisch Notwendigen sucht, wird in „Slow“ einen schier unerschöpflichen Fundus eines in sich ruhenden Komponisten und Gitarristen finden. Zwischen den einzelnen Tönen, die niemals als Akkord geschlagen werden, entfaltet die zwölf Titel ihre Kraft durch das Nach- und Ineinanderklingen der Melodien. Spielerisch unermüdlich, gleich dem unendlichen den Strand mündenden Wellengang, verschwenden sich die stahlsaitenen Tonfolgen, ohne dabei jedoch der Beliebigkeit anheim zu fallen. Ein gleichermaßen stilles, wie eindrucksvolles Gesamtkunstwerk, das im Ganzen weit mehr als die Summe seiner Teile darstellt.  MH

Swing a Sud. 
Maurizio Geri Swingtett
www.galileo-mc.de
Das italienische Quintett Saitenkünstler bringt wunderschöne Tanzmelodien gitarrenbegleitet mit Akkordeon und Perkussion, mit Blasinstrumenten und besonders mit Flöten. Sie umgarnen mit ihrer schönen Musik. Der wunderschöne Gina-Walzer. Und dann singen sie auch noch dazu mit schmelzender Stimme. Ein sagenhafter schneller Swing begeistert. Die weiße Taube dann, neu interpretiert, klingt nach Zigeunerjazz. Es ist eine vielseitige Musik, der man stundenlang zuhören kann. Die poetischen Texte der gesungenen Lieder und die Arrangements stammen von Maurizio

Karlijn Langendijk &
Tim Urbanus
Leap of Faith
www.acoustic-music.de
Die beiden jungen holländischen Gitarristen ergänzen sich sich, spielen sich an, antworten sich und schaffen Stimmung. Ihr Rhythmus macht neugierig, ihre Melodien verleiten zum Träumen. Ihr Debutalbum überzeugt mit Ideenreichtum und regt mit Spielfreude an. Seit drei Jahren sind sie mit ihrer Musik unterwegs. Ihre CD haben sie gut zusammen gestellt. Wann kommt die nächste? h

Giovanni Palombo
Retable (Retabel)
www.acoustic-music.de
Der italienische Fingerstyler hat Freunde in aller Welt, mit denen er seine Stücke eingespielt hat. Dabei sind die bekannten Gitarristen Claus Boesser-Ferrari, Peter Finger, Luis Borda und Michael Manrig. Die Collage voller Bilder, Freude, Lockerness und Fingergewandtheit schafft Atmosphäre und hellt Stimmung auf. Ein Retabel ist eine Bilderwand hinter einem Altar, und damit eine Art sakraler Collage. Die Solonummer „Halleluja“ trägt dem rechnung. Unter den neun wunderschönen Stücken ist „W Paco“ eine Hommage an den spnaischen Meistergitarristen Paco de Lucia.

Paulo Bellinati &
Christina Azuma
Pingue Pongue
www.acocustic-music.de
Die beiden brasilianischen Gitarristen entfachen ein Feuerwerk. Die beiden kennen sich seit 1988 und sind beide durch ihre Solokarrieren weltbekannt. Sie spielen Stücke von Bellinati, Sardinha, Anzuma, Jacomino, Lopes und Jobim. Damit schenken sie uns eine Reise durch hundert Jahre brasilianischer Gitarrenkunst.
Pingpong bedeutet für die CD das gegensetige sich Anspielen für das Zusammenspiel, für die Harmonie.
Eine traditionelle Violao de seresta – Gitarre mit Stahlsaiten und eine klassische Gitarre geben zusammen mit Gitarrenspiel auf höchstem Niveau ein Herzen erwärmendes Klangbild. Romantisch und virtuos gespielt, ein Hörgenuss.