Weiblichkeiten auf St. Pauli, hrsg. Von Didine van der Platenvlotbrug und Ana Amil, Junius Verlag, 103 S., 16,–  https://www.junius-verlag.de (GH)

 

Buch über St. Pauli

Berühmt, berüchtigt, viel besungen, St. Pauli ist eben ein ganz besonderer Stadtteil, und ein neues Buch stellt einige von seinen Bewohnerinnen vor. Es geht schon im Mittelalter los, mit frommen Klosterfrauen, es geht weiter mit Frauen, die im Pesthaus arbeiteten oder selbst dort eingesperrt wurden, wir begegnen sogar einer, die sich als Mann verkleidete und zur See fuhr – ein Lieblingsthema von Volksliedern, und hier also historisch aufgearbeitet. Die Neuzeit ist viel zahlreicher vertreten, was ein bisschen schade ist, aber trotzdem hochinteressant, Sängerinnen treten im Buch auf, ehemalige Männer, die auf St. Pauli als Frauen leben, und immerhin eine, die den umgekehrten Weg ging und erklärte, St. Pauli habe ihr „ihren Schwanz“ gegeben. Die ganz berühmten Namen fehlen auch nicht, Astrid Kirchherr ist dabei, Inge Viett, die Krimiautorin Simone Buchholz, Angie Stardust und Domenica, kurzum, viel zu lesen und zu entdecken. Alle finden St. Pauli wunderbar und genießen die dortige Freiheit und die Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung, und schön ist es auch, dass sie einander dabei bisweilen munter widersprechen – behauptet die eine, St. Pauli habe eine hohe Widerstandskraft gegen Gentrifizierung, klagt die andere über „Mikroappartments“, die sich ausbreiten, 700 Euro Miete für 22 Quadratmeter. Spannend zu lesen, hochinteressant illustriert.  Weiblichkeiten auf St. Pauli, hrsg. Von Didine van der Platenvlotbrug und Ana Amil, Junius Verlag, 103 S., 16,–  https://www.junius-verlag.de (GH)