Birgit Utz: Smalltown Blues

Auch irgendwie ein Heimatbuch

ein fiktiver Ort irgendwo im Süden, wo jedes s als sch gesprochen wird, ist Schauplatz des Romans „Smalltown Blues“ von Birgit Utz. Die Heldin hat den üblichen stressigen Alltag junger Leute, die mit Schule und den Ehekrisen ihrer Eltern gequält werden, verliebt sich in eine Kollegin ihrer Schwester, die das aber nicht ernstnimmt, entflieht nach Hamburg und fällt gleich auf, weil sie in einer Kneipe um ein „Aschtra“ bittet. Melanie, so heißt sie, hört Boy George und Talking Heads, doch schon deutet sich an, daß es auch andere Musik gibt. Es ist das Jahr 1989, und die neue Freundin Chantal, die von ihren Eltern aus der DDR über Ungarn in Melanies Heimatort verschleppt worden ist, hört ihrerseits Billy Bragg. Schließlich entdeckt Melanie in Hamburg eine alte LP von Pete Seeger (oberpeinlich, lieber Verlag, der Druckfehler auf S. 218, der Mann heißt Seeger, nicht „Seegers“!), und was immer dabei herauskommen mag, es kann nur besser werden. Schöner Roman, viel Zeit- und Lokalkolorit, und dazu Zitate zum Wegschmeißen: „Wir singen zusammen weiter, bis die Pizza kommt. Sie sieht toll aus, rot und gelb und mit Blasen am Rand. Diese Gerichte, die direkt aus dem Ofen kommen, haben so etwas Tröstliches.“ Birgit Utz: Smalltown Blues, Krug & Schadenberg Verlag, 266 S., 16,90 (GH)