Buch mit Musik
Viel ist passiert, seit Hermann Löns die Idylle in der Heide besang, aber hinter der Idylle lauert immer der Teufel, und wenn im Buch dann auch noch zwei Erzengel auftreten,
wissen wir Bescheid. Raphael und Gabriel, beide 13, unzertrennliche Freunde, deren Wege sich dann aber trennen. Raphael landet durch die neue Lebensgefährtin seines alleinerziehenden Vaters in einem Edelinternat in der Heide – Idylle pur, samt Heidschnucken -, Gabriel bleibt mit Mutter und Schwester in Hochhaus in einer fiktiven Hamburger Satellitenstadt sitzen, landet bei den Islamisten und nennt sich Dzibriel. Gabriel, Dzibriel, heißt beides Gotteskämpfer, passt doch. Die Freundschaft überlebt zunächst die räumliche und religiöse Trennung. Aber es mehren sich die Zeichen der herannahenden Katastrophe. Seltsame, scheinbar unerklärliche Ausbrüche von Gewalt unter Jugendlichen werden beobachtet, und das weltweit. Diese Ausbrüche, die immer größere Ausmaße annehmen, richten sich immer gegen Erwachsene, und selbst Jugendbanden, die einander vorher spinnefeind waren, schließen sich zusammen und feiern Gewaltorgien, immer gegen irgendwelche Erwachsenen gerichtet, die das Pech haben, gerade in der Nähe zu sein. Im Edelinternat fällt das alles nicht so schnell auf wie in der Satellitenstadt. Während Raphael sich noch fragt, ob er gerade zum Werwolf wird, tippen Wissenschaftler auf einen mutierten Erreger, vergleichbar dem von Creutzfeld-Jakob. Damit hat die neue Seuche einen Namen – Kinderwahnsinn -, aber ein Mittel wissen die Wissenschaftler nicht, wir haben es hier schließlich mit einer Dystopie zu tun. Mehr als 700 Seiten Spannung pur! Peter Robert benutzt wunderschöne Wörter, Briefkuvert, der Wunschvater des Gedankens, heiteres Psychoseraten, der Anstand der Aufständischen. Und so wird es kommen: 2025 oder später, die Welt geht zum Teufel, die Rolling Stones gehen auf Tournee. Peter Robert: Dunkler Raum, Renitent Verlag, Lüneburg, 2020, 757 S., 22,– www. https://renitent-verlag.de GH)