Michael Klevenhaus: Schottische Hochlandsagas. Von tumben Riesen, rastlosen Untoten und einem Waisenschaf. Alfred Kröner Verlag, 235 S., 25,– (GH)
Buch aus Schottland
Michael Klevenhaus ist ein Sänger, Autor und Schauspieler aus Bonn, er hat schottisches Gälisch studiert und kennt sich mit schottischer Kultur aus wie kaum ein Zweiter weit und breit.
Und nun hat er schottische Märchen ausgesucht und übersetzt, so dass wir sie endlich nicht über dem Umweg übers Englische lesen und genießen können. Seine „schottischen Hochlandssagas“ sind vorbildlich gestaltet.
Wir erfahren eine Menge Wissenswertes über die Sammlung, aus der die Märchen stammen, wir erfahren aber auch etwas über die Gewährspersonen, die um die Mitte des 19. Jahrhunderts dem Sammler John Francis Campbell alias Iain òg Ìle ihre Geschichten erzählt haben. Am Ende des Buches gibt es Worterklärungen und Hinweise zur Aussprache des Gälischen, und der erste und der letzte Satz jedes Märchens ist jeweils im Original wiedergegeben, so dass man beim Lesen nebenbei ein paar Gälischkenntnisse erwerben kann.
Die Märchen sind wie Märchen eben sind, viele Motive erkennen wir sofort wieder, wie das vom König, der seine eigene Tochter heiraten wollte (bei Grimm „Allerleirauh“), das von den Tieren, die in die Welt ziehen, weil sie überall etwas Besseres finden als den Tod – in der schottischen Fassung sind es allerdings sechs, keine vier, und sie streben auch keine Anstellung als Stadtmusikanten an!
In einer Geschichte, die der vom „kleinen Muck“ ähnelt, wachsen den Opfern keine Riesenohren, sondern Hirschgeweihe, aber immer ist von drei Geschwistern das Jüngste, das alle verachten, am Ende das Klügste, das Prinz oder Prinzessin und das halbe Königreich bekommt!
Interessant zu sehen, wie die einzelnen Gewährsleute die Märchenmotive aneinanderreihen und dadurch lange Geschichten bringen, und wie sie manchmal dieselben Versatzstücke oder Wiederholungen verwenden, um den Erzählfluss aufrecht zu erhalten – eine kleine Einführung in die Erzählforschung ist das Buch also noch dazu!
Ach, und Musik gibt es natürlich auch, jede Menge Harfner zum Beispiel. Unbedingt anschaffen, alle Märchenfans und alle Schottlandfans und alle überhaupt!
Michael Klevenhaus: Schottische Hochlandsagas. Von tumben Riesen, rastlosen Untoten und einem Waisenschaf. Alfred Kröner Verlag, 235 S., 25,– (GH)
https://www.kroener-verlag.de/books/schottische-hochland-sagas.html (GH)