Sagas aus dem alten Irland. Der Rinderraub von Cúailngne und andere Erzählungen aus dem Ulster Zyklus, übersetzt von Matthias Egeler, Kröner, 358 S., 28,–,  https://www.kroener-verlag.de/ (GH)

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SAGAS

Allerdings auf Deutsch, aber es geht sehr irisch zu! Es sind neue Übersetzungen von irischen Sagas, in denen es blutig und dramatisch zuging. Die Texte stammen aus dem mittleren Mittelalter, sind aber älteren Ursprungs. Sie zeigen uns ein Bild von Irland in vorchristlicher Zeit, wir werfen einen Blick in die Amüsements der Oberklasse. Was die arme Landbevölkerung und die Leibeigenen sich so dachten, wird nicht erwähnt.

Die strahlenden Helden strahlen beim genauen Hinsehen auch nicht mehr so richtig, zu zehnt über einen einzigen Gegner herzufallen, zumal einen, der überhaupt nicht ahnt, dass die Feinde lauern, ist ganz normal und macht den Zehnen keine Schande (wie zivilisiert wirken plötzlich Dietrich von Bern und seine Mannen!).

Die richtig großen Helden, die mit ihrem Schwert ohne mit der Wimper zu zucken die Feinde zu Dutzenden niedermetzeln, sind alle bei der berühmten schottischen Waffenmeistern Scathach in die Lehre gegangen, finden es aber trotzdem ganz an der Ordnung, so oft wie möglich sexistische Sprüche von sich zu geben. Und dabei sind sie fast alle der irischen Provinzkönigin Medb unterlegen und waren auch schon zu Gast in ihrem Bett.

Das darf jetzt nicht so verstanden werden, dass es auch romantisch zugeht. In dieser Auswahl wird gemetzelt, hochaufspritzte das Blut und so. Ausnahmen: Cú Chulainn (der uns noch heute immer wieder in irischen Liedern begegnet) und sein Werben um Emer, der er dann ewige Treue schwört, um sie hinfort mit allem zu hintergehen, was bei drei nicht auf den Bäumen ist (wie Emer das hält, erfahren wir natürlich nicht).

Und der junge Gott Œngus, der ein Jahr auf seinem Lager vor sich hinsiecht, weil er nicht weiß, wer die schöne Unbekannte ist, die er nicht vergessen kann.

In der Geschichte von Œngus kommt übrigens auch Musik vor, ein „timpán“, noch heute streiten die Gelehrten darüber, das das damals für ein Instrument gewesen sein mag.

Kurzum, aufregende Lektüre, auch wenn die ewigen Schlachtenszenen ein bisschen ermüden können, also, in kleineren Dosen lesen. Und die mittelalterliche Literatur hat eine Menge dramatischer Liebesgeschichten zu bieten. Wir können also hoffen, dass der Alfred Kröner Verlag bald einen zweiten Band nachschiebt.

Sagas aus dem alten Irland. Der Rinderraub von Cúailngne und andere Erzählungen aus dem Ulster Zyklus, übersetzt von Matthias Egeler, Kröner, 358 S., 28,–, https://www.kroener-verlag.de/ (GH)